Schütze aus Eller ist tot
Die Schützen aus Eller sagten ihr Fest trotz ihres toten Kameraden nicht ab. Aber sie feierten mit belegter Stimme.
Düsseldorf. Der 72-jährige Schütze, der am Samstagabend auf dem Festplatz in Eller angerempelt wurde und zu Boden fiel, erlag am Montag seinen schweren Verletzungen im Universitätsklinikum.
Der schreckliche Unfall ereignete sich nach dem Königsschuss, als das Regiment mit der neuen Majestät und einigen Musikanten einen Freuden-Rundgang über den Festplatz machte. Kripo und Staatsanwaltschaft haben die umfangreichen Vernehmungen der Beteiligten und der vielen Zeugen auf dem Kirmesplatz noch nicht abgeschlossen.
Es besteht der Verdacht einer möglichen Körperverletzung mit Todesfolge. Wie die Tat zu bewerten ist, hängt von den Gerichtsmedizinern ab, die den Toten obduzieren wollen. Zeugen werden gebeten, sich ans Kriminalkommissariat 11 unter der Telefonnummer 0211 8700 zu wenden.
Die Stimmung am Montagabend im Festzelt an der Heidelberger Straße drohte mehrmals zu kippen. Denn einerseits wollten die Schützen feiern und fröhlich sein, mit Musik, Ehrenformationen, Orden und Urkunden. Aber andererseits blieb ihnen manches freundliche Wort im Halse stecken, weil ihr Kamerad und einstiger Regimentskönig Josef S. (72) noch keine 24 Stunden auf dem Totenbett lag. Er war seinen schweren Verletzungen nach einem Handgemenge auf der Festwiese erlegen.
Schützenchef Lothar Adams las die Texte zu den Ehrungen verdienter Schützen ab, als sei nichts gewesen. Erst der stellvertretende Jungschützenleiter Florian Thiem ergriff bei der Überreichung einer Urkunde das Mikrofon und erklärte: „Wir lachen und wir weinen zusammen. Wir sind eine große Familie.“ Ein paar Schritte von ihm entfernt saß der Sohn des Verstorbenen, der amtierende Regimentskönig Bernd von der Stück, und schwieg. Kurz darauf wurde er entkrönt, während der neue Schützenkönig Siegfried Dohmen gekrönt wurde. Beide umarmten sich still.
Kamerad Friedrich Frey fasste sich kurz mit seinen Worten der Trauer: „Josef war ein warmherziger und treuer Kamerad“, sagte er. Kamerad Stefan Förster kam auf die Ereignisse vom Samstag auf der Festwiese zu sprechen: „Dass jemand beim Schützenfest zu Tode kommt, ist ungeheuerlich. Das muss ausgerechnet uns passieren, die wir so friedlich zusammen sind. Wir bitten sogar die Bürger ausdrücklich, mit uns zu feiern, und dann werden wir so hinterrücks angegriffen.“
Ingo Bittihn, ein alter Freund des Verstorbenen, meinte spontan: „Er war mein Freund. Er war ein guter Kamerad. Er half, wo er konnte. Ich empfinde tiefe Trauer. Er übernahm die volle Verantwortung für die Menschen. Mir wird erst jetzt klar, dass er tot ist.“
Betroffenheit herrschte vor allem im Lierenfelder Regiment, dem der Verstorbene parallel zum Eller Regiment angehörte. „Josef war lebensfroh und lustig, nie schlecht gelaunt“, erklärte der Geschäftsführer des Nachbarvereins, Heiko Jurgasch. Und Schützenchef Wolfgang Liembd erinnerte an den Freund, der stets wie ein Verbindungsoffizier zwischen Eller und Lierenfeld vermittelt habe.
Er sagte: „Mit ihm konnte man über alles reden, er hatte immer einen Scherz auf den Lippen. Ernst wurde er erst, wenn es um das Schützenwesen ging. Er meinte stets, man müsse die Jugend fördern, die sei unsere Zukunft. Er war ein offener, ehrlicher und gradliniger Mensch. Mir tut es unendlich leid, dass er nicht mehr unter uns ist.“
Eigentlich wollte am Montagabend Oberbürgermeister Dirk Elbers ins Festzelt kommen und den Stadtorden verleihen. Er kam nicht. Stattdessen ließ er über seine Pressesprecherin mitteilen, ein solcher Todestag sei nicht zum Feiern da. Die Menschen sollten in die Kirche gehen und für den Verstorbenen beten.