Schulden: 6800 Düsseldorfer suchen professionelle Hilfe
Armut im Alter wächst immer weiter an. Netzwerk zeigt Wege aus der Schuldenfalle auf.
Düsseldorf. Während sich die Stadt immer wieder für ihre vermeintliche Schuldenfreiheit feiert, sieht das in vielen Düsseldorfer Privathaushalten anders aus. Allein 2013 suchten 6836 Menschen professionelle Hilfe bei einem der Netzwerkpartner des Verbundes der Schuldnerberatungsstellen (siehe Info-Kasten). Tendenz steigend. Seit 2007 hat sich die Zahl um 22,5 Prozent erhöht.
Und das ist längst nicht alles. Die Dunkelziffer sei weitaus höher. „Es ist leider nicht so, dass sich jeder, der eine persönliche Krise erlebt, einen Beratungstermin geben lässt“, sagt Michael Kipshagen, Kreisgeschäftsführer der Awo. Im Gegenteil: Gerade ältere Menschen, die ihr Leben lang nicht auf staatliche Hilfen angewiesen waren und plötzlich durch den Tod des Ehepartners, eine Krankheit oder die gestiegenen Lebenshaltungskosten (auch in Folge der immer teurer werdenden Mieten, Gas- oder Strompreise) in eine finanzielle Schieflage geraten, würden sich aus Scham oft nicht melden und immer tiefer in die Schulden rutschen.
„Die Zahl der über 60-Jährigen, die Schulden haben, wächst relativ und absolut. Durch den demografischen Wandel wird die Altersarmut immer wichtiger. Da müssen wir die Beratung ausbauen“, weiß auch Sozialdezernent Burkhard Hintzsche, der am Mittwoch die Bilanzzahlen für 2013 vorstellte.
Weil sich viele Ältere aber eben nicht melden, ist die größte Altersgruppe derjenigen, die die kostenlose Schuldnerberatung des Netzwerks aufsuchen, derzeit die der 40- bis 49-Jährigen. Fast drei von zehn Ratsuchenden kommen aus dieser Gruppe.
Hauptgründe für Schulden sind — wenig überraschend — Arbeitslosigkeit sowie ein zu geringes Einkommen im Verhältnis zum Lebensstandard. Auch familiäre Veränderungen, Krankheit oder Sucht sind Faktoren. Ebenso wie eine „fehlende Finanzkompetenz“, wie Ulrike Brunswicker-Hoffmann von der Verbraucherzentrale erklärt.
Gerade Schülern würde diese häufig fehlen — wenn sie etwa im Internet etwas bestellen oder kostenpflichtig spielen. Oder, wenn sie sich über ihr Smartphone kleine Programme herunterladen, die immer weitere Kosten verursachen. Außerdem hat die Wirtschaft Jugendliche als Kunden entdeckt. „Wir passen unser Angebot den veränderten Märkten an. Vor ein paar Jahren spielten Smartphones oder soziale Netzwerke keine Rolle.“ Jetzt ist das anders, deswegen gehen die Experten in die Schulen und klären Schüler, Lehrer sowie Eltern über Gefahren auf. Prävention sei der wichtigste Baustein, damit Menschen nicht in die Schuldenfalle geraten.