Düsseldorf Schweineschnitzel in Kitas und Schulen kaltgestellt

In vielen Kitas und Schulen gibt es kein Schweinefleisch mehr — wegen muslimischer Kinder und moderner Ernährungsstandards.

Kinder in Kitas und Schulmensen werden heute häufig nach modernen Ernährungsstandards ernährt.

Kinder in Kitas und Schulmensen werden heute häufig nach modernen Ernährungsstandards ernährt.

Foto: Marius Becker

Düsseldorf. Ist das der Abschied vom Schweineschnitzel? In Düsseldorfer Kitas und Schulen ist es teilweise gar nicht mehr oder nur noch deutlich reduziert auf den Speiseplänen zu finden — komplett verbannt ist Schweinefleisch beispielsweise in den Kitas der Awo. Grund sind sowohl die vorgeschriebene Ernährung von Muslimen als auch moderne Ernährungsstandards.

Ganz rigoros ist der Ernährungsplan bei der Awo, die etliche Einrichtungen für Kinder in Düsseldorf hat. „In unseren 22 Kitas servieren wir schon lange kein Schweinefleisch mehr. Einige Kitas haben sogar auf vegetarische Ernährung umgestellt. Bei Festen der Awo wird immer zumindest auch eine Alternative zu Schweinefleisch angeboten, denn viele unserer Mitarbeitenden sind Moslems. Wir haben zudem festgestellt, dass auch viele Nicht-Muslime auf Schweinefleisch verzichten“, sagt Gudrun Siebel, Hauptabteilungsleiterin der Gesellschaft AWO Familienglobus, die unter anderem zuständig für die Kindertageseinrichtungen ist.

Auch in Düsseldorfer Grundschulen geht der Ernährungstrend weg vom Fleisch, insbesondere von Schwein. Die Gründe hierfür liegen auch in der Rücksichtnahme auf muslimische Kinder, erklärt die Katholische Jugendagentur insbesondere für die Fährmann-Grundschule in Hellerhof. Auch in der Max-Schule in der Altstadt ist die Agentur für den Offenen Ganztag zuständig. Verzichtet werde dort häufig auf Fleisch, weil die Kinder es von zu Hause so kennen würden. „Viele Kinder greifen vor allen Dingen zu Gemüse, weil ihre Eltern ihnen dieses Essverhalten vorleben. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist wichtig und das wollen wir auch den Schülern vermitteln“, erklärt Uli Keip, Sprecher der Katholischen Jugendagentur, die sich in Zusammenarbeit mit Schulen und Cateringfirmen um die Ernährung der Schüler kümmert.

Auch in den städtischen Kitas, die in Düsseldorf natürlich in der Überzahl sind, gibt es vereinzelt Häuser, in denen es kein Schweinefleisch gibt. Und zwar nicht wegen religiöser Hintergründe, sondern „gesunder Ernährung“, so eine Leiterin eines Hauses, die nicht genannt werden möchte. In ihrem Kindergarten seien muslimische Kinder deutlich in der Unterzahl.

Tatsächlich bestätigt die Stadt, dass die Verantwortung und Entscheidung für den Ernährungsplan bei der Kitaleitung liegt. Verbindliche Grundlagen seien das Kinderbildungsgesetz, die Leitlinien zur Gesundheitsförderung in städtischen Kitas, die Konzeption der Einrichtung, die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und die Bremer Checkliste (siehe Kasten). „Die Kitas respektieren natürlich, wenn Kinder aus religiösen oder anderen Gründen bestimmte Speisen nicht essen dürfen und stellen Alternativen zur Verfügung“, sagt Sprecher Michael Bergmann.

Nach der Bremer Checkliste richten sich die Leitungskräfte der Kitas in der Diakonie. „Das heißt aber nicht, dass vollständig auf Fleisch verzichtet werden muss. Die Diakonie-Kitas verzichten auch nicht grundsätzlich auf Schweinefleisch. Es gibt aber immer eine Alternative, wenn es Schweinefleisch gibt“, sagt Sprecher Christoph Wand. Besondere „Verschärfungen“, wegen der Teilnahme von Flüchtlingskindern am Kita-Alltag, gebe es nicht. Es gebe immer eine Lösung. Und sowohl die eigenen Köche als auch die Caterer setzten auf moderne Ernährungsstandards.

So der Caterer Vitesca, der in Düsseldorf acht Kitas und zwei Schulen beliefert. „Wer heute noch als Caterer auf Schwein setzt, wird vom Kunden abgestraft“, sagt Geschäftsführer Jan Reimann. Die klassische Bratwurst werde zu 60 Prozent schlechter verkauft als die aus Geflügel. Jedoch wisse Reimann von einer Kommune in der Nähe, in der just unter Kitaleitungen über den Plan diskutiert wurde, „Schweinefleisch wieder auf der Speisekarte zu integrieren“.