Düsseldorf Schwuler Schützenkönig besteigt den Thron - mit Ehemann

Wer den Vogel abschießt, der ist Schützenkönig. Aber darf ein Schwuler den Thron auch gemeinsam mit seinem Ehemann besteigen, statt mit einer Frau? Nein, sagt der katholische Dachverband. Natürlich, sagt Udo Figge - und hat es getan.

Udo Figge (r), neu gekürter König der Bilker Schützen, posiert am Samstagabend mit seinem Ehemann Dirk Jehle (l) während der Krönungsfeier. Trotz der Kritik seines Dachverbands hat der schwule Düsseldorfer Schützenkönig den Thron seines Vereins bestiegen.

Foto: Monika Skolimowska

Düsseldorf (dpa). Ein schwuler Schützenkönig hat gemeinsam mit seinem Ehemann den Thron seiner Kompanie in Bilk bestiegen. Das bestätigte ein Sprecher der Friedrichstädter Reserve am Samstagabend. Der mit einem Mann verheiratete Würdenträger Udo Figge verstoße damit gegen die Traditionen, hatte der katholische Dachverband seiner Kompanie zuvor moniert. „Es entspricht nicht der Tradition, dass ein Königspaar aus Männlein und Männlein oder Weiblein und Weiblein besteht“, sagte Rolf Nieborg, der Sprecher des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS).

Der neue Bundesschützenmeister Emil Vogt hatte allerdings erst vor einigen Wochen in einer Stellungnahme ausdrücklich betont, die sexuelle Orientierung sei unerheblich für die Frage, ob jemand Schütze sein dürfe oder nicht. Homosexuelle in den Bruderschaften hätten die selben Mitgliedsrechte - „einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen“. Der Hauptvorstand der Bundesschützen will im November in Langenfeld über die Öffnung beraten.

Eine Alibi-Frau für das Königsamt zu nehmen, hatte Figge abgelehnt: „Ich habe meinen Mann geheiratet, um solche schönen Momente mit ihm teilen zu können“, sagte er vor der Inthronisierung. Der SPD-Lokalpolitiker und sein Mann Dirk Jehle sind seit 1992 ein Paar und seit 2002 verheiratet.

Die Debatte um Figge folgt der Diskussion um einen muslimischen Schützenkönig im vergangenen Jahr. Der katholische Verband hatte ihn zunächst abgelehnt, diskutiert aber inzwischen auch in diesem Punkt über eine Öffnung. In den 1300 christlichen Schützenbruderschaften sind nach Angaben des Dachverbands rund 400 000 Menschen organisiert.