Düsseldorf Senioren-Porträts: „Auf das gelebte Leben konzentriert“

Der Fotograf Josef Schulz porträtierte im Joachim-Neander-Haus 48 Senioren. Für die war das eine gänzlich neue Erfahrung.

Düsseldorf: Senioren-Porträts: „Auf das gelebte Leben konzentriert“
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der ehemalige Becher-Schüler Josef Schulz ist bekannt für seine Architekturaufnahmen. Berühmt wurde er für aufgelassene Kontrollstationen, die im Gebiet der Staaten des Schengener Abkommens nicht mehr benötigt wurden. Gerade ist er von einem Aufenthalt in Venetien zurückgekommen, wo er sich mit dem Thema der Arbeit in dem alten Städtchen Castelfranco beschäftigt hat.

Ganz anderer Art ist sein Projekt im Joachim-Neander-Haus der Diakonie in Benrath. Auf Einladung der Sozialpädagogin Sabine Remy ging es um die Bewohner des Seniorenheimes. Der 50-jährige Fotokünstler war begeistert. Und seine Modelle sind es auch. Er selbst spricht von einem kleinen Projekt, das zwar nichts mit seiner eigenen Arbeit zu tun habe, aber gerade deshalb eine Herausforderung gewesen sei. Im Obergeschoss der Seniorenstätte hat er eine Art Wohnsituation aufgebaut, mit zwei Lampen und einem Stuhl zum Sitzen. Den Blitz stellte er weit entfernt von den Menschen, in den Hintergrund, damit er sie nicht erschreckt. Für die Abzüge wählte er die klassische Aufnahme in schwarz-weiß, der „Farbe“ der Bechers. „Ich wollte mich auf die Person konzentrieren, auf ihr Gesicht. Farbe hätte davon abgelenkt“, sagt der Fotograf.

Was ihn selbst an seinem Tun fesselte, beschreibt er so: „Ich habe mich auf das gelebte Leben konzentriert. Die Senioren sollten lediglich etwas lächeln.“ Das taten sie dann auch, so dass die Porträts allesamt eine gewisse Freundlichkeit ausstrahlen. Und die Porträtierten? Waren sie aufgeregt? „Ich bin nie aufgeregt“, sagt Christa Kirch mit tiefer Stimme. Elisabeth Zapka ging wie die meisten Seniorinnen zunächst zum Friseur, bevor sie sich letztendlich vor die Kamera setzte.

Ursula Dheus erklärte beim Anblick ihres Konterfeis: „Ich war überrascht, dass ich so aussehe. Ich sehe mich selten im Spiegel. Wie konnte ich nur so alt wirken. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.“ Eigentlich ein schönes Porträt, von einer strahlenden, älteren Dame, die dennoch behauptet: „Eigentlich möchte ich nicht fotografiert werden. Aber der Fotograf war sehr nett.“

Nicht alle Senioren haben sich aufs Stühlchen gesetzt für die Aufnahme, aber immerhin 48 Leute haben innerhalb von drei Tagen mitgemacht. Nicht alle, die das Porträtieren akzeptiert haben, wollen dann aber auch in der Ausstellung mitmachen und sich zur Schau stellen. Nun hängen lediglich 28 Fotos in Reih’ und Glied in den Gängen, allesamt gerahmt. Und alle Porträtierten haben doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen.