Skandal-Hochhäuser in Düsseldorf-Hassels: Mit Angst ins Bett

Der soziale Brennpunkt rund um die Potsdamer Straße kommt einfach nicht zur Ruhe.

Düsseldorf. Wenn sie ins Bett gehen, stellen sie den Feuerlöscher immer in Reichweite. Oder sie liegen lange wach, hören in die Nacht, ob nicht schon wieder die Feuerwehr mit Martinshorn heranbraust.

Die Bewohner der beiden Hochhäuser an der Potsdamer Straße 45 und an der Fürstenberger Straße 41 haben Angst — jede Nacht. In den beiden 16-stöckigen Hochhäusern brennt es immer wieder. Mehr als 20 Mal in den vergangenen 30 Monaten an der Potsdamer, an der Fürstenberger Straße zuletzt am Samstagabend.

Die Brände sind Feuer gewordene Folgen der sozialen Probleme in den Betonburgen aus den 1970er Jahren. „Die Menschen hier sind nicht bürgerlich organisiert“, sagt Hans-Jochem Witzke vom Mieterverein. Sie seien wegen ihrer sozialen Herkunft oder Sprachproblemen nicht in der Lage, eine Interessengemeinschaft zu bilden und für ihre Rechte zu kämpfen.

Der Vermieter, die WVB Centuria, ist die große Unbekannte. Vertreter der Stadt bezeichnen den Eigentümer als „schwierig“. Von Bewohnern hört man stets: „Es kümmert sich eh’ keiner.“

Für die WVB kommuniziert eine Agentur die Reaktionen nach den Bränden: Jetzt soll der Sicherheitsdienst, der an der Potsdamer Straße patrouilliert, auch für die Fürstenberger Straße engagiert werden.

Wer sich in den Häusern in Hassels umsieht und verkokelte Kellerverschläge, Hinterlassenschaften von Obdachlosen und Junkies, Schmierereien an den Wänden, Sperrmüll und Scherben registriert, der mag kaum glauben, dass so Menschen leben — mitten in Düsseldorf.

Im Sozialdezernat heißt es zwar zurecht, für die Sicherheit der Objekte sei der Eigentümer verantwortlich, für die Umgebung die Polizei. Und die Bauaufsicht sagt, Brandschutzmängel würden vom Vermieter abgearbeitet.

Doch das reicht nicht, findet der Landtagsabgeordnete für den Düsseldorfer Süden, Peter Preuß (CDU): „Die Stadt muss das Heft des Handelns endlich in die Hand nehmen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept aus Sicherheit und vor allem Sozialarbeit.“

Es könne nicht angehen, dass die Stadt nur auf die Zuständigkeit der anderen verweise. Solange der soziale Brennpunkt nicht an Zündstoff verliere, ließen sich auch die Brandstiftungen nicht verhindern.

Bis dahin kriecht in Hassels die Angst vor dem nächsten Feuer jeden Abend mit unter die Bettdecke.