Brass-Band begeistert So war es bei Meute in Düsseldorf: Wenn die Mitsubishi Electric Halle bebt

Düsseldorf · Das Hamburger Kollektiv Meute hat sein wohl einmaliges Konzept gefunden und reißt die Menschen mit – wie jetzt in Düsseldorf. Unser Autor war dabei.

Techno mit Pauken und Trompeten: Die Hamburger Band Meute lieferte in Düsseldorf ein famoses Konzert ab.

Foto: Mrositzki

. Es dauert rund 15 Minuten, bis einer der elf Musiker von der Bühne der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle ins Publikum ruft: „Guten Abend Düsseldorf!“ Das sollen dann auch die einzigen Worte bleiben an diesem Abend. Ansonsten lassen sie ihre Instrumente sprechen, posaunen im wahrsten Sinne heraus, was sie zu sagen haben. Die elf Musiker (warum haben sie eigentlich nicht auch ein paar Frauen dabei?) von Meute, die die ausverkaufte Halle zum Beben bringen. Wobei sie sich keine Pause gönnen. Ein Stück geht in das andere über. So blasen sie dem wogenden Publikum den Techno-Marsch.

Meute, dieses seit 2015 mittlerweile auch weltweit tourende Hamburger Kollektiv, hat sein wohl einmaliges Konzept gefunden und reißt die Menschen mit: Techno und House Beats werden mit Saxofon, Trompete, Sousaphon, Posaune, Horn und Drums auf die Bühne gebracht. Und mit der Marimba, eine Art großes Xylophon mit Holzklangstäben. Die repetitive Energie und der treibende Rhythmus der elektronischen Musik werden gewissermaßen nachgebildet, zu Leben erweckt. Wird menschlicher, wird wärmer als die Computermusik – und so zu einem einzigartigen Sound.

Meute spielt dabei nicht nur bekannte Techno Stücke nach, sondern entwickelt auch eigene. Wie, das hat Meute-Gründer Thomas Burhorn kürzlich im Deutschlandfunk verraten. Auch sie produzieren die eigenen Stücke zunächst mit Synthesizern und am Computer und basteln im Anschluss daran mit ihren Blasinstrumenten und Drums ein Cover.

Immer wieder funktionieren die Stücke, denen die Musiker willkürliche Namen gegeben haben wie Loss of Hope, Hypnose, Narkose oder Infinite, nach einem ähnlichen Aufbau. In die sich wiederholenden Klänge einzelner Instrumente steigen nach und nach weitere Musiker ein. Die Dramatik steigt, das Ganze wird immer ekstatischer – bis zum finalen Befreiungsschlag. Kawumm und ausrastendes Publikum.

Ein (fast) ganz instrumenteller Abend: In die sich wiederholenden Klänge einzelner Instrumente steigen nach und nach weitere Musiker ein.

Foto: Mrositzki

An zwei Stellen verstärken die Musiker dieses Konzept, indem sie ihr Publikum animieren, mit ihnen als den Vorturnen auf der Bühne in die Hocke zu gehen. Klappt ganz gut, der Altersschnitt der Zuhörer dürfte zwischen 30 und 40 liegen. Und so halten die Menschen die körperliche Herausforderung zwei Minuten lang aus, um dann beim befreiend-extatischen Finale jubelnd aufzuspringen.

Nach gut 90 Minuten senkt sich der Vorhang, es wird darauf die Aufschrift projiziert: Meute TV. Was das heißt, wird kurz darauf sichtbar, es erscheinen Videoaufnahmen der Band. Live aufgenommen in der Hallenmitte, in die sich die elf Musiker, angeführt von dem alle überragenden Sousaphon, spielend bewegen. Wie Straßenmusikanten. Die Bühne ist auf einmal ins Zentrum verlagert, die Halle wird zu einem einzigen großen Techno-Club.

Nach ein paar Minuten kehren sie spielend zurück auf die Bühne, wo sie ihre Show weiter choreografieren. Ständig sind sie in Bewegung, die elf Musiker in ihren roten Spielmann-Uniformen.

Was den Eindruck vermittelt, improvisiert zu sein, ist bis ins Detail präzise geplant. Die große Publikumsnähe, die wortlose Kommunikation mit der Menge, die treibenden Rhythmen haben etwas Begeisterndes, erreichen auch Nicht-Techno-Fans. Und die Menschen werden vollends mitgerissen, als Meute in einer der Zugaben ihr vielleicht bekanntestes Stück „You and Me“ spielen. Mit Pauken und Trompeten.