Düsseldorf Stadtbüchereien: So viele Besucher wie nie

Büchereidirektor Norbert Kamp präsentiert Rekorde bei Ausleihen und Besuchern. Die neue Bibliothek soll auch ein Erlebnisort sein.

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Düsseldorf. Nie zuvor seit den Anfängen der der Bibliothek in Düsseldorf im Jahr 1886 sind so viele Medien ausgeliehen worden wie im vergangenen Jahr. 5.361.555 Bücher, CDs, DVDs und Spiele fanden das Interesse der Düsseldorfer — in der Zentralbibliothek am Hauptbahnhof, in den 14 Stadtteilbüchereien und in der Online-Bibliothek. Damit ist zum fünften Mal in Folge die Fünf-Millionen-Marke geknackt und die Ausleihen sind im Vergleich zum Vorjahr erneut gesteigert worden: um 2,8 Prozent.

Auch die Zahl der Besuche erreicht Rekordhöhe: 1,4 Millionen kamen persönlich in die Häuser und weitere 1,6 Millionen nutzten den Online-Auftritt der Büchereien. Das sind 4657 Kunden pro Tag.

Büchereidirektor Norbert Kamp sieht seine Aufgabe jetzt nicht nur darin, die immer weiter expandierende Schar der Bücher-Fans in dem künftigen neuen Haus (womöglich in der alten Postzentrale vor dem Hauptbahnhof) anständig unterzubringen. Auch völlig neue Konzepte müssten her. „Wir beobachten jeden Tag, dass sich das Verhalten unserer Kunden immer mehr ändert“, erklärt Kamp. „Sie halten sich immer länger in unseren Bibliotheken auf.“ So betrage die Verweildauer eines Besuchers heute anderthalb Stunden. Noch vor Jahren habe sie bei einer halben Stunde gelegen. Auch auch das Verhalten selbst habe sich geändert. „Wir haben immer noch unsere traditionellen Kunden, die ihre Ruhe suchen, aber wir müssen auch modernen Anforderungen gerecht werden.“ So sei es noch vor wenigen Jahren verboten gewesen, ein Smartphone in der Bibliothek zu nutzen. Heute kämen insbesondere jüngere Leute gleich mit zwei digitalen Geräten in das Haus, um ihre Informationen aus den Büchern zu ergänzen und mit den Geräten zu arbeiten.

Es müssten also ruhige Bereiche her und andere, in denen gearbeitet werde. Vor den Abiturprüfungen sei das Haus beispielsweise besonders voll. 16- bis 25-jährige verabredeten sich, um sich in Gruppen mit sechs oder mehr Personen im Haus zu treffen. Und sie wollten künftig keine Bibliothek mehr, die eine reine Ausleihe sei. „Das Wohnzimmer Düsseldorfs, so sollte die Bibliothek der Zukunft sein“, ergänzt Stephan Schwering, Leiter der Zentralbibliothek. Und so schwärmen Schwering und Kamp von Vorzeigebibliotheken wie in Aarhus (Dänemark) und Amsterdam (Niederlande). Freilich haben die einen ganz anderen finanziellen Hintergrund. Die Prachtbibliothek in Dänemark hat beispielsweise 300 Millionen Euro geschluckt. Aber vom Konzept sollte es ähnlich werden — möglicherweise mit „Erlebnisräumen“, in denen auch Vorträge gehalten werden könnten. Oder einfach nur als Treffpunkt. „Wo findet das in Düsseldorf statt“, fragt Kamp. „Es gibt immer weniger öffentliche Räume. Aber es gibt den Bedarf.“Auch gastronomische Angebote würden nicht ausgeschlossen. „Der Mensch muss dabei im Mittelpunkt stehen“, erklärt Stephan Schwering.

Weitere Herausforderungen der Zukunft für das „Projekt 2020“ seien eine noch stärkere Internationalität. Auch diese Kundschaft wachse immer mehr. Pünktlich zum Japan-Tag werde eine japanische Abteilung eröffnet. Finanziert werde diese von der Düsseldorfer Gemeinde aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Kamp wolle zudem ein stärkeres Angebot für Flüchtlinge vorhalten. Schon heute zählen 7000 Geflüchtete (davon 2800 Kinder) zu den Kunden der Büchereien. Finanzielle Unterstützung für den Ausbau dieses Programms sei bereits vom Land zugesichert worden.