Düsseldorf-Flingern Stadthäuser geplant: Investor will Mieter rausekeln
An der Ackerstraße 144 läuft ein Rechtsstreit zwischen neuem Eigentümer und Bewohnern.
Düsseldorf. Wenn Jörg Tatje sich auf den Weg in seine Mietwohnung an der Ackerstraße 144 macht, bekommt er Bauchschmerzen. Bei ihm und seiner Frau Heike liegen die Nerven blank. Trotz bezahlter Rechnungen funktioniert seit Wochen das Internet nicht mehr, seit ein paar Tagen ist nun auch das Telefon still. Das Paar befindet sich seit Juli in einem Rechtsstreit mit dem neuen Wohnungseigentümer. Die Immobilie soll kernsaniert werden, in dem Hinterhofareal sollen neue Eigentumswohnungen und Stadthäuser entstehen.
Insgesamt 16 Parteien sind es, die in der Ackerstraße 144 wohnen, vier Gewerbe sind bereits ausgezogen, darunter das Theater Flin und die Frauenberatungsstelle. Im hinteren Teil des Hofes wohnen die Tatjes und Clemens Golz. Zur Straße hin befindet sich eine Pizzeria, darüber sind noch mal acht Wohnungen, von denen vier noch bewohnt sind — deren Mieter wollen auch alle bleiben. Jörg Tatje setzt sich offen zur Wehr — und wird mit Auflagen der Immobilienverwaltung unter Druck gesetzt.
Vor gut zwei Monaten schickte der Eigentümer, der die Häuser vor rund einem Jahr gekauft hat, Tatje eine Nutzungsuntersagung. Die darf eigentlich nur die Stadt ausstellen, erfährt Tatje erst von seinem Anwalt. „Mein Mietvertrag ist unbefristet“, erklärt er. „Eine Kündigung habe ich nie bekommen.“
Denn nach einer Kündigung hätte er laut Bleiberecht neun Monate Kündigungsschutz und selbst danach noch weitere acht Jahre Bleiberecht in der Wohnung — es sei denn, das Gebäude entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards. Und genau darauf bezieht sich der Eigentümer nun in dem Schreiben: Die 21 Jahre alte Toreinfahrt sei für die Feuerwehr zu klein, außerdem sei die Wohnung zu weit entfernt von der Straße. Das bestätigt die Feuerwehr: „Die Einfahrt darf nicht weiter als 50 Meter von der Straße entfernt sein“, erklärt Martin Smirek von der Feuerwehr.
Doch das Gebäude steht dort so seit 1941, mit der Ausfahrt gab es keine Probleme. Smirek: „Das Gebäude hatte Bestandsschutz — es durfte so bleiben, obwohl es aktuellen Sicherheitsrichtlinien nicht entsprach. Jetzt aber ändert sich die Sachlage, weil es den Besitzer gewechselt hat“, so Smirek.