Düsseldorf Städtepartnerschaft mit Moskau: „Herzlichkeit verbindet die Völker“
Anlässlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau feierten Russen und Deutsche ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Düsseldorf. Zarina Alborova ließ sich am Samstag nicht nehmen, das Eis aus ihrer Heimat zu essen. Ihre Heimat, das ist Russland. Und Spezialitäten wie diese vermisst sie am meisten. Auf dem Moskau-Fest vor dem Rathaus kommen bei ihr Heimatgefühle auf.
Mit 18 Jahren kam die gebürtige Russin nach Deutschland, studierte in Mönchengladbach Wirtschaftswissenschaften und lebt nun in Erkelenz. Das Eis aus Russland ist für sie immer eine schöne Erinnerung an ihre Kindheit. Aber auch das Leben in Deutschland gefällt der heute 33-Jährigen. Besonders freut sie, dass die Freundschaft zwischen den Ländern besser denn je ist: „Ich finde die deutsch-russische Freundschaft ist nach 25 Jahren vor allem auf gesellschaftlicher Ebene sehr gut, und ich hoffe dass sich auch die politischen Beziehungen weiterhin in eine bessere Richtung entwickeln.“
Als Alborova vor einigen Jahren für die Expansion eines deutschen Schuhgeschäfts für zwei Jahre nach Moskau ging, erlebte sie diese Zusammenarbeit nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf persönlicher Ebene: „Während meiner Zeit in Moskau sah ich die Unterschiede zwischen Deutschen und Russen, vor allem was die Landesgegebenheiten und Bräuche angeht. Wenn man als deutsches Unternehmen in Russland investiert, geht es deshalb nicht nur darum, Geld zu verdienen, sondern auch Land und Leute kennenzulernen. Ich habe diese Zusammenarbeit als sehr positiv empfunden.“
1968 begannen die Beziehungen zwischen Moskau und Düsseldorf. Damals reisten Vertreter der Stadt nach Moskau, um sich für eine wirtschaftliche Kooperation der beiden Städte einzusetzen, die seitdem stetig wächst. Laut einer Studie der IHK Düsseldorf hat sich die Zahl der im Handelsregister eingetragenen russischen Unternehmen in Düsseldorf von 2011 bis heute auf 116 verdreifacht. Dies stellt das höchste Wachstum aller ausländischen Unternehmensgruppen dar. Dass die Zusammenarbeit zwischen Russen und Deutschen so gut funktioniert, liege daran, dass sie sich in einigen Aspekten ähnlicher sind, als man denkt. „Die Herzlichkeit und die Freundlichkeit verbinden die beiden Völker“, sagt Alborova. Aber einen Unterschied gibt es: „Was Freundschaft anbelangt, kommt man an den Deutschen nur schwer heran. So etwas muss sich meist über Jahre entwickeln. Wenn man mit einem Russen Freundschaft geschlossen hat, dann ist es für immer. Das ist die Seele der Russen. Sie sind vielleicht mehr mit dem Herzen dabei.“
Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann die Freundschaft auch gesellschaftlich an Bedeutung zu gewinnen. Im Jahr 1991 wurde der Verein „Deutsch-Russische Freundschaft Düsseldorf — Moskau 1991“ gegründet. Ein Jahr später, am 1. Juni 1992, folgte die Unterzeichnung der offiziellen Städtepartnerschaftsvereinbarung.
Nun feierte Düsseldorf zum achten Mal die Moskauer Tage, an denen sich Vertreter der Stadtverwaltung mit ihren Kollegen aus der aus Moskau angereisten Delegation trafen. Unter dem Motto „Moskau stellt sich vor“ gab es auf dem Rathausplatz ein Programm mit Musik, Tanz, Theater und einer Fotoausstellung, die Facetten der russischen Hauptstadt präsentierten. Außerdem konnten an verschiedenen Ständen russische Spezialitäten probiert werden, wie etwa Plombir — die Eisspezialität, an der auch Zarina Alborova schleckt.
Zarina Alborova findet, beide Nationen können viel voneinander lernen: „Die Russen können von den Deutschen lernen, dass es manchmal doch besser sein kann, mit dem Kopf, anstatt mit dem Herzen zu denken.“ Obwohl sie ihr Leben in Deutschland sehr genießt, fährt sie mindestens einmal im Jahr zurück nach Russland. „Was ich am meisten vermisst, ist die emotionale Bindung zu den Menschen“, sagt Alborova. Wenn sie in Russland ist, dann lädt sie ihre emotionalen Batterien wieder auf, denn an Emotionen mangele es den Deutschen manchmal ein wenig.