Sterben alle Kastanien?
Bakterium und Pilz breiten sich rasend schnell aus. Am Kaiserswerther Markt müssen bereits alle Bäume ersetzt werden.
Düsseldorf. Kastanien bestimmen an vielen Orten in der Stadt das Bild, an den Alleen im Düsseldorfer Süden, in Himmelgeist oder in zahlreichen Biergärten. Auch der Kaiserswerther Markt ist mit seinen alten Kastanien der Mittelpunkt des historischen Ortskerns. Doch nicht mehr lange. Denn Gartenamtsleiterin Doris Törkel kündigte in der Sitzung der Bezirksvertretung 5 im Kaiserswerther Rathaus an, dass die Bäume gefällt werden müssen. Noch schlimmer: Sie befürchtet, dass alle Kastanien in der Landeshauptstadt in den nächsten Jahren betroffen sein könnten.
Schuld ist das Bakterium „Pseudomonis syringae“, das erstmals 2002 in den Niederlanden entdeckt wurde. Das gehe eine „unselige Hochzeit“ mit einem Pilz ein. Törkel: „Dadurch entstehen Risse, die das so genannte Kastanien-Bluten auslösen.“ In diesen Rissen können sich dann Pilze wie der „samtfüßige Rübling“ festsetzen. Dieses führe zu Erkrankungen, die sich schnell bis in die Krone der prächtigen Bäume ausbreiten.
„In den Niederlanden wurden innerhalb von fünf Jahren 70 Prozent der Kastanien befallen“, berichtete die Gartenamtsleiterin. Sie sei „sehr bestürzt“ gewesen, als die Krankheit jetzt auch in Kaiserswerth aufgetaucht ist: „Bislang gibt es keine Bekämpfungsmöglichkeiten.“
In anderen Städten wie Viersen und Duisburg habe es schon großflächige Fällungen geben, dort sind schon ganze Alleen der Säge zum Opfer gefallen. Törkel: „In Wien werden keine neuen Kastanien mehr gepflanzt, weil sie so anfällig sind.“ Auch Baumschulen züchten kaum noch Nachwuchs.
In Kaiserswerth sollen bis Ende Februar drei der noch verbliebenen 16 Kastanien gefällt werden. Doris Törkel rechnet damit, dass in den nächsten drei bis vier Jahren auch die anderen Bäume entfernt werden müssen. Sie empfahl für den Markt eine Neubepflanzung — allerdings nicht mehr mit Kastanien.
Wie schnell oder langsam es geht, bis sich Bakterium und Pilz auch auf andere Kastanien ausbreiten, könne man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.
