Sturmschäden: Betreten verboten - Forstamt kontrolliert Spaziergänger
Seit Sturm „Ela“ ist der Aufenthalt in vielen Wäldern in Düsseldorf nicht gestattet. Anwohner wissen aber meist nicht darüber Bescheid.
Düsseldorf. Vor über vier Wochen ist Sturm „Ela“ über Düsseldorf hinweggezogen. Die Folgen sind dem Stadtbild immer noch anzusehen, doch wie tiefgreifend oder gefährlich viele Auswirkungen des Sturms vor allem in den Wäldern auch heute noch sind, das ist nicht allen klar. Deshalb hat das Forstamt jetzt zum ersten Mal gezielte Kontrollen durchgeführt.
Auch Astrid Koch wird im Angermund Waldstück angehalten. „Ich gucke immer nach oben, wenn ich hier mit meinen Hunden spazieren gehe. Ich weiß, wo es gefährlich ist.“ Dass das Spazierengehen allerdings selbst auf den Hauptwegen nicht gestattet ist, war ihr nicht bewusst.
Martin Volmering, Forstamtsrat des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, und Marco Wesselowsky, Forstinspektor-Anwärter, klären sie nun auf — so wie weitere zwei Dutzend Spaziergänger und Radfahrer, die allein innerhalb eines Vormittags die Wegkreuzung im Angermunder Wald passieren.
Die Reaktion ist bei allen die gleiche: „Das wusste ich gar nicht. Wieso gibt es denn keine Schilder?“ Eine berechtigte Frage. Volmering gibt die Antwort: „Die betroffenen Waldflächen sind viel zu groß, um einzelne Teilbereiche absperren und diese zusätzlich kennzeichnen zu können. In solchen Fällen kommt es dann zu einer ganzheitlichen Sperrung, die nicht zusätzlich mit Schildern ausgewiesen werden muss.“ Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat diese „Ordnungsbehördliche Verordnung zur Gefahrenabwehr“ bereits am 9. Juli herausgegeben, nur ist die zu vielen Menschen in den betroffenen Regionen bis heute nicht durchgedrungen.
Gesperrt sind demnach der Grafenberger Wald, der Aaper Wald und die Wälder in Angermund. Bis Ende September ist das Betreten dieser Wälder nicht gestattet.
Völlig uneinsichtig ist niemand der Waldbesucher. „Das ist ja nur zu meinem Schutz. Ich fahre jetzt einfach das letzte Stück an der Straße entlang“: Alex Sender sieht es pragmatisch und schwingt sich wieder auf sein Rad. Marco Wesselowsky hält schon gleich den nächsten Spaziergänger auf: Reinhard Lunte ist mit seinen beiden Hunden unterwegs. Dass er den Weg durch den Wald in nächster Zukunft meiden muss, das hinterfragt er schon kritischer: „Wieso kontrollieren sie denn erst jetzt? Die Gefahr besteht ja anscheinend schon seit mehreren Wochen!“ Auch das kann Volmering erklären: „Die Aufräumarbeiten haben sich auf die Wege konzentriert, erst jetzt können wir abseits davon schauen. Dabei fällt auf: Viele Bäume sind bloß halb umgestürzt und drohen beim Umfallen andere Bäume mitzureißen.“
Heike Wagener und ihr Mann müssen zwar ebenfalls ihre Fahrradtour abbrechen, aber sie verstehen, dass die Kontrollen im Wald wichtig sind. Trotzdem fragen sie sich: „Sollte nicht jeder selbst entscheiden können, ob er sich den Gefahren aussetzt?“ Doch ob Gefahr lauert oder nicht, ist so einfach gar nicht abzusehen. Kommt es zu diesem Domino-Effekt und ein Baum, der vom Weg aus gar nicht einsehbar ist, bringt einen anderen zum Kippen, dann kann es plötzlich und unerwartet zur Katastrophe kommen.
Auch wenn Volmering und Wesselowsky bei ihren Kontrollen bisher noch niemanden ernsthaft verwarnen mussten, gilt: Wer beim Betreten der gesperrten Bereiche erwischt wird, der kann unter Umständen mit einem Bußgeld zwischen 35 und 100 Euro rechnen.