Terror-Prozess: Wenn der Sohn plötzlich verschwindet

Mutmaßliches IS-Mitglied angeklagt. Er soll sich sich mit einem Düsseldorfer getroffen haben, der seit zwei Jahren vermisst ist.

Foto: Andreas Bischof

Es war ein Tag im November vor zwei Jahren. David D. hatte kurz zuvor geheiratet, war Chef von zwei Sportartikel-Geschäften. Dann verschwand der 24-Jährige spurlos, offenbar um sich dem Islamischen Staat anzuschließen. In der Türkei soll er sich mit einem 19-Jährigen getroffen haben. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollten die beiden gemeinsam nach Syrien oder in den Irak weiter reisen. Der 19-Jährige muss sich seit gestern vor dem Amtsgericht verantworten, weil er sich der Terror-Gruppe angeschlossen haben soll. Die Eltern von David D. hoffen, dass der junge Mann etwas über das Schicksal ihres Sohnes weiß.

Der Angeklagte soll 17 Jahre alt gewesen sein, als er sich im August 2014 dazu entschloss, seine islamistischen Glaubensbrüder zu unterstützen. Nachdem er im Bürgerkriegsgebiet angekommen war, schloss sich der Jugendliche angeblich dem Islamischen Staat, angeschlossen. Er soll an der Waffe ausgebildet worden sein und sich ein Maschinengewehr beschafft haben, um gegen die syrischen Regierungstruppen zu kämpfen. Im März vergangenen Jahres wurde er an der türkischen Grenze festgenommen und nach Düsseldorf gebracht.

Als Zeugen geladen waren gestern die Eltern von David D., die stundenlang vor dem Gerichtssaal warten mussten. Für sie kam das Verschwinden ihres Sohnes völlig überraschend. Sie wussten auch nichts davon, dass sich der 24-Jährige mit dem Angeklagten getroffen haben soll.

Wie sein Vater berichtete, soll der Kaufmann als Erwachsener zum Islam konvertiert sei: „Er hat dann damit angefangen, Leute in der Moschee herum zu führen.“ Nichts habe aber daraufhin gedeutet, dass David D. sein bürgerliches Leben aufgeben würde, zumal er gerade erst geheiratet hatte.

Doch dann war er plötzlich einfach weg: „Das letzte Lebenszeichen haben wir aus der Türkei erhalten.“ Seitdem leben die Eltern in Ungewissheit, was mit ihrem Sohn geschehen ist. Die Mutter bekam einen Anruf, dass der 24-Jährige im Bürgerkrieg umgekommen sei. „Aber wir haben überhaupt keine Beweise“, hofft sein Vater, dass David D. doch noch am Leben ist. Die Familie leidet nicht nur unter der Situation, sie hat auch mit praktischen Problemen zu kämpfen, weil der 24-Jährige einfach verschwunden ist: „Wir können nicht einmal Verträge kündigen, die er abgeschlossen hat.“

Zur Zeugenaussage kam es gestern nicht. Die Anwälte des 19-Jährigen beantragten eine Aussetzung des Prozesses. Sie wollten noch weitere Akten heranziehen, die ihren Mandanten angeblich entlasten würden. Am Montag soll darüber entschieden werden.