Düsseldorf Todesfalle Rhein: Zwei Männer nach Badeunfällen vermisst

Düsseldorf · Die Suchaktionen wurden nach mehreren Stunden eingestellt. Vor allem Personen mit Migrationshintergrund sind sich der Gefahren nicht bewusst – und können oft nicht gut schwimmen.

Drei Jugendliche schwammen im Rhein am Paradiesstrand. Einer von ihnen, ein 18-Jähriger aus Wuppertal, ist seitdem verschwunden.

Foto: Daniel Bothe

Julian Meichsner ist seit 14 Jahren für die DLRG im Einsatz und seit mindestens genau so vielen Jahren muss er miterleben, wie Menschen auf der Suche nach Abkühlung Gefahren unterschätzen. Am Paradiesstrand sind nicht nur bei der aktuellen Rekordhitze abends und am Wochenende hunderte Menschen im Rhein. Sogar als am Donnerstagabend Retter nach vermissten Personen suchten, spielten einige Meter weiter Eltern noch mit ihren Kindern im Wasser.

Innerhalb von wenigen Stunden war es zu zwei schweren Badeunfällen im Rhein gekommen. Gegen 18.15 Uhr wurde ein 18-Jähriger vermutlich durch die Strömung am Paradiesstrand ins tiefere Wasser gezogen und konnte sich nicht mehr an Land retten. Wenig später ereilte einen 22-Jährigen bei Zons das gleiche Schicksal. Die Suchaktionen mit Hubschraubern und Rettungsbooten wurden nach mehreren Stunden abgebrochen. In beiden Fällen handelt es sich um junge Männer mit Migrationshintergrund. Die sind nach Angaben der Wasserschutzpolizei besonders gefährdet, weil sie die Situation am Rhein nicht kennen.

Auch für geübte Schwimmer ist es im Rhein gefährlich

Die Feuerwehr durchsuchte den Rhein mit dem Schlauchboot.

Foto: Daniel Bothe

Der 18-Jährige kommt aus Syrien und war zusammen mit seiner Familie am Rhein. Zwei Freunde hatten sich noch an Land retten können, doch der junge Mann schaffte das nicht. Mehr als zwei Stunden suchten Feuerwehr, Wasserschutzpolizei und DLRG nach dem Vermissten. Doch der blieb verschwunden. Das galt auch für den 22-Jährigen, der aus Rumänien kommt und hier gearbeitet hat.

Wie Polizeisprecherin Jacqueline Grahl erklärte, könne man Menschen mit Migrationshintergrund mit den Warnhinweisen oft nur schwer erreichen. Außerdem verstehen sie oft Hinweise auf den Schildern nicht. Hinzu kommt, dass viele der Migranten nur schlecht oder gar nicht schwimmen können: „Dabei wird es selbst für einen geübten Schwimmer gefährlich, wenn man in die Strömung gezogen wird.“ Wer beobachtet, dass jemand zu weit ins Wasser geht, sollte die Person ansprechen und warnen.

Im vergangenen Jahr rückten die Retter zu insgesamt 61 Einsätzen aus, bei der eine Person hilflos im Rhein gesehen wurde. Dabei konnten 18 Menschen gerettet werden, davon mussten 15 ins Krankenhaus transportierten werden, für zwei Menschen kam jede Hilfe zu spät. In diesem Jahr gab es bereits 39 Einsätze im Rhein. Fünf Personen wurden tot geborgen.

Im Rhein ist das Schwimmen in bestimmten Zonen generell verboten. So gelten 100 Meter oberhalb und unterhalb von Rheinhäfen Badeverbot. An Brücken, Schiffs- und Fährlandestellen, Schleusen, Vorhäfen, Umschlagstellen und Werften darf ebenfalls nicht geschwommen werden. Auch an anderen Stellen ist das Erfrischen im Rhein lebensgefährlich: An sogenannten Kribben, das sind ins Wasser ragende Kiesflächen, bilden sich oft tückische Strudel und Strömungen. Und diese ziehen selbst geübte Schwimmer ins Wasser hinaus und unter Wasser. Strömung herrscht auch in der Fahrrinne. Wenn ein Schiff vorbeifährt, zieht dies das Wasser an. Der Eindruck des niedrigeren Wasserstandes verlockt Kinder, in den Fluss zu waten.

Julian Meichsner und sein Team machen auch persönlich immer wieder auf die Gefahren aufmerksam. „Wir sprechen die Leute an, die bedanken sich für den Hinweis. Aber wenig später sind sie schon wieder im Wasser“, sagt er.