Comeback der Tretroller Tretroller sind bei Kindern wieder voll im Trend
Düsseldorf · Die Schüler nutzen sie auf dem Weg zur Schule oder für das Stück bis zur Bahn. Die Paulusschule hat nun auch das Parkproblem gelöst. Und auch Ältere fahren Roller.
Auf den Plätzen und Bürgersteigen und auch in Straßenbahnen sieht man immer mehr Kinder und Jugendliche, die mit Rollern unterwegs sind. Nicht mit den Elektro-Rollern, die überall in der Innenstadt seit diesem Frühjahr mehr oder weniger geordnet herumstehen und gemietet werden können. Nein, der Trend bei den Jüngeren geht dahin, kurze Wege mit dem guten alten Tretroller zurückzulegen.
Ein Blick auf den Schulhof der Paulusschule in Düsseltal bestätigt das: Entlang der Mauer stehen an diesem Morgen rund 140 Tretroller in unterschiedlichsten Ausführungen und Farben, mit zwei Rädern oder drei, auch ein paar Kickboards sind dabei. Alle stehen dort in bester Ordnung, aufrecht. An der Wand montierte und versperrbare Stahlständer halten sie. An der Mauer weist ein Schild auf die jeweilige Klasse, deren Schüler dort ihre Räder und Roller abstellen können. Schulleiterin Monika Maraun ist sehr zufrieden: „Vorher war das ein großes Chaos. Räder und Roller lagen übereinander, teilweise haben die Kinder ihre eigenen nicht wieder gefunden.“
Der Förderverein der Schule hat die Rollerständer finanziert
Die Zeiten sind vorbei, seitdem der Förderverein der Katholischen Grundschule am Paulusplatz die Ständer finanziert hat. Im vergangenen Jahr die ersten, jetzt sind noch weitere montiert worden. Ganz günstig war die neue Park-Ordnung auf dem Schulhof nicht zu haben: Ein 1,30 Meter breiter Ständer mit Plätzen für acht Roller kostet 350 Euro mit Montage. Kürzlich hat der Verein wegen der steigenden Zahl weitere bestellt, 17 Stück sind nun montiert.
350 Kinder besuchen aktuell die dreizügige Grundschule. 30 Kinder sind es in der Klasse 4b. Von ihnen sind heute 14 mit dem Roller zur Schule gekommen. So auch die neunjährige Silja, die erzählt: „Ich fahre schon damit seit ich zwei oder drei Jahre alt bin. Mit dem Roller macht mir der Schulweg mehr Spaß.“
Das sagt auch die gleichaltrige Anika, die zudem gerne mit dem Fahrrad fährt. „Doch das steht im Keller, mit dem Roller geht es dann morgens schneller zur Schule.“ Und es fühle sich mit der Schultasche auf dem Rücken viel besser an, als zu Fuß zu gehen. „Dann tun mir immer die Füße weh“, sagt sie. Auch nachmittags dreht sie mit ihrem Roller noch gerne Runden im Zoopark. Wie ihr Klassenkamerad Rezkar (12). Seit Ende der Kindergartenzeit ist auch Marielène (9) mit dem Tretroller unterwegs. Viel lieber als zu Fuß und als mit dem Fahrrad. „Damit kann man keine Tricks machen oder springen“, sagt sie.
Schulleiterin Monika Maraun begrüßt den Trend. „Mit dem Roller kommen viele Kinder wirklich alleine zur Schule. Sie haben mehr Bodenhaftung als auf dem Fahrrad.“ Ihr ist es sehr wichtig, dass die Schüler, wenn es möglich ist und sie in der Nähe wohnen, den Weg zur Schule selbständig meistern. Leider gebe es aber an ihrer Schule immer noch Kinder, auch ältere, die mit dem „Elterntaxi“ vorgefahren werden. Auch der Düsseldorfer Polizei „ist es wichtig, dass Kinder frühzeitig lernen, sich im öffentlichen Verkehr zurecht zu finden und dass sie den Schulweg eigenverantwortlich machen“, sagt Kim Freigang, von der Pressestelle der Polizei. Und das kann eben mit dem Roller gut klappen, wie die Paulusschüler es zeigen.
Doch nicht nur bei den Kindern ist dieses Verkehrsmittel beliebt. Willi Puller ist 64 Jahre alt und betreibt online – und seit einem Jahr nun auch an der Kalkumer Straße 13 stationär – das Geschäft „Tretroller-shop.com“. Dabei gibt es auch viele Modelle für Erwachsene, die von vorne aussehen wie Fahrräder, weil sie bis zu 28 Zoll große Räder haben. Aber es sind Tretroller. Zudem verkauft er Dog-Scooter, da wird der Zughund vor den Roller gespannt. Oder Stunt-Roller, mit denen die Jugendlichen dann beispielsweise im Skatepark Eller trainieren.
Puller selbst fuhr schon als Kind gerne Roller. Dass dies jetzt wieder sehr angesagt sei, freut ihn nicht nur aus Sicht des Geschäftsmannes. Denn Kinder könnten so motorische Fähigkeiten trainieren, Bewegungs- und Gleichgewichtskoordination. „Das ist ein Ganzkörpergerät, man trainiert den Oberkörper, Beine, den Po, Rücken, Oberarme“, sagt er. Die Scooter für Kinder bietet er ab 79 Euro an. Ältere Erwachsene gehören ebenfalls zu seinen Kunden, vor allem jene, die sich auf dem Fahrrad nicht mehr sicher fühlen.
Und was sagt der Fachmann zur Zukunft der E-Scooter? Willi Puller ist noch skeptisch: „Als Transferverkehrsmittel für die erste und letzte Meile hat es sich noch nicht durchgesetzt, zurzeit ist es eher ein Spaßgerät.“ Wie sich das entwickelt, werde man wohl erst im Frühjahr 2020 sehen.