Düsseldorf Übergriffe: Bäderchef beschwichtigt
Polizei will bei der Steigerung von Sexualdelikten in Schwimmbädern früh einschreiten. Und vor allem Beweise besser sichern.
Düsseldorf. Sind wir in den Düsseldorfer Freibädern weniger sicher? Diese Frage scheint ein Bericht der Polizei aufzuwerfen, demzufolge die Sexualdelikte in den Badeanstalten stark zugenommen haben. Aber: Die Fallzahlen sind absolut gesehen noch immer nicht hoch, die Taten vollkommen unterschiedlich — und Polizei sowie Bädergesellschaft haben das Problem erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen.
Sieben Sexualstraftaten in Bädern der Stadt 2014, 17 Fälle im vergangenen Jahr, acht bereits in diesem. Für die Polizei war dies Veranlassung, das Problem in dem internen Papier zu benennen und eine Handlungsempfehlung für Streifenbeamte herauszugeben, die im Ernstfall vor Ort eine Anzeige aufnehmen müssen. „Es soll nicht zu einem Riesenproblem werden, bevor wir eingreifen“, erklärt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. 17 Fälle — gleich welcher Qualität: „Das wollen wir nicht.“ Insbesondere solle vor Ort ein Foto vom Tatverdächtigen gemacht werden, um später eine Identifizierung vor Gericht zu erleichtern. Aber auch Telefonnummer und Aufenthaltsort sollten festgehalten werden. Mit dem Hinweis, dass der tatsächliche Aufenthaltsort von der städtischen Bescheinigung abweichen könne — so ein Ausriss aus dem Papier, den die „Bild“ veröffentlichte. Es geht also auch um Zuwanderer.
Dieser Punkt sorgte für besonderen Sprengstoff, als das Papier gestern an die Öffentlichkeit gelangte. Allerdings sind unter den ermittelten Tatverdächtigen laut Polizei Deutsche wie Menschen mit Migrationshintergrund. Für „völlig überhitzt“ hält Bäderchef Roland Kettler die Debatte um angebliche Probleme mit Flüchtlingen in Schwimmbädern — die es seit dem Hausverbot für männliche Geflüchtete in einem Bornheimer Schwimmbad Anfang des Jahres gibt. „Die Vorfälle mit dem Thema Zuwanderung zu verknüpfen, ist Unsinn“, sagt er.
Unter den Fällen sei etwa die Anzeige einer Frau, die beobachtete, wie drei junge Flüchtlinge in die Damendusche gingen. Ein Missverständnis, erklärt Kettler: Sie hätten anhand der Beschilderung nicht verstanden, dass sie in diesem Raum nichts zu suchen haben. In diesem Jahr habe es ansonsten Fälle gegeben, bei denen sich eine Frau etwa durch Blicke belästigt fühlte, eine andere soll beim Umziehen gefilmt worden sein. Und die Verdächtigen seien oftmals Deutsche, so Kettler.
Probleme mit Flüchtlingen in den Bädern gebe es durchaus — aber vor allem dadurch, dass diese zu einem großen Teil nicht schwimmen können und es so oft zu Beinahe-Unfällen komme. Deshalb gebe es Aufklärung in den Unterkünften — auch mit Piktogrammen zu den Baderegeln, wobei einer von elf Punkten auch die Warnung vor jeglicher Art der sexuellen Belästigung ist.
Polizei und Bäderchef betonen, dass es bei der Zusammenarbeit um bestmögliche Prävention und um ein schnelles Eingreifen bei Straftaten in der Zukunft geht. Die Schwimmmeister, erklärt Kettler, werden von Ausbildern der Polizei geschult, um kriminelles Verhalten von Badegästen zu erkennen. „Wir haben sehr wachsames Personal.“