Ungleiche Schwestern im Solisten-Duo

Khatia und Gvantsa Buniatishvili zu Gast in der Tonhalle.

Foto: Tosca Media

Düsseldorf. So kühl die Luft am vergangenen Freitagabend auch noch durch Düsseldorf wehte, in der Tonhalle herrschte Sommerstimmung. Das lag am Programm: Zum Auftakt erklang die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis „Barbier von Sevilla“, und am Schluss heizte die Italienische Symphonie Felix Mendelssohn Bartholdys ein. Dazwischen lag Wolfgang Amadeus Mozarts beschwingtes Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur, ein Gruß aus Österreich, nicht minder sonnig.

Überbringer all der heiteren Musik war ein kleiner Klangkörper aus der Schweiz: das Gstaad Festival Orchester unter Leitung des jungen Dirigenten Joseph Bastian, der kurzfristig für den verhinderten Altmeister Neeme Järvi eingesprungen war. Als Solisten-Duo für Mozarts Doppelkonzert konnten die georgischen Schwestern Khatia und Gvantsa Buniatishvili gewonnen werden. Khatia ist die berühmtere der beiden Pianistinnen. Ihre Popularität mag stark dazu beigetragen haben, dass die Tonhalle denkbar gut besucht war. Sogar das Chorgestühl musste geöffnet werden. Gvantsa blickt derweil auf keine ganz so glanzvolle Karriere zurück und schwimmt im Kielwasser ihrer großen Schwester. Musikalisch hielt sie sich Gvantsa nun recht bedeckt und ließ Khatia die Führung — und zwar deutlicher als es die eigentlich gleichberechtigten Klavierparts anheimstellen.

Klavier Nummer eins brilliert, Nummer zwei assistiert. Ob das Ungleichgewicht seine Ursache in der mentalen Dominanz oder musikalischen Überlegenheit der prominenteren Schwester hat, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Dass dabei aber der dialogische Witz verloren geht, wurde an dem Abend ganz offenkundig. Gravierende Mängel waren zwar nicht festzustellen, aber auch keine Höhenflüge. Für den freundlichen Beifall gab es einen agilen vierhändigen Klavier-Tango des Argentiniers Astor Piazzolla.

Der ganze Konzertabend verlief recht angenehm, wenngleich nicht gerade atemberaubend. Das Gstaad Festival Orchester besteht aus Mitgliedern großer Schweizer Ensembles wie dem Tonhalle-Orchester Zürich. Doch den großen klanglichen Wurf legte es jetzt nicht hin. Dirigent Bastian hatte die Gstaader ganz gut im Griff, ließ aber künstlerische Suggestivkraft vermissen. Weder die epikureischen Ecksätze, noch das liedartige Andante vermochten durch ihre jeweilige Eigenwilligkeit zu verzaubern. Doch Mendelssohns Geniestreich erwies sich einmal mehr als effektvoller Selbstläufer und bewirkte eine sehr positive Publikumsresonanz. Dafür gab es eine Zugabe: das feierliche Andante Festivo des Finnen Jean Sibelius.