Interview Verona Pooth „Ich komme jünger rüber dank meiner Lebensfreude“

Interview · Verona Pooth galt einst als naives TV-Sternchen, heute ist sie bekannt als erfolgreiche Unternehmerin. Im Interview spricht sie über ihr neues Buch und das Erwachsenwerden und einen Umzug nach Kalifornien.

Verona Poth bei der Vorstellung ihres neuen Buches auf der Frankfurter Buchmesse.

Foto: dpa/Georg Wendt

Wie kann ich mir einen Tag im Leben von Verona Pooth vorstellen?

Verona Pooth: Alle Tage sind pickepacke voll, schon immer, seit ich denken kann. Aber voll mit Dingen, die ich gerne mache. Ich bin eine hundertprozentige Karrierefrau und brenne für meinen Job heute noch wie vor 20 Jahren. Ich stehe jeden Morgen sehr früh auf und bin immer die Letzte, die ins Bett geht.

Welche Berufsbezeichnung passt am besten zu Ihnen?

Pooth: Ich bin Buchautorin, Produzentin und mit vollem Herzen Moderatorin. Für mich sind interessante Gespräche das Wichtigste. Meine TV-Karriere hat schon immer, wenn man es genau betrachtet, auf meinem Wortschatz aufgebaut. Der Werbeslogan „Da werden Sie geholfen“ steht tatsächlich heute als Redewendung im Duden. Wer hätte das gedacht?

Für ihr neues Buch „Die Supermilf“ haben Sie einen recht provokanten Titel gewählt.

Pooth: Ich glaube, Frauen konnten sich nie richtig entscheiden, ob Milf ein Kompliment oder eine Beleidigung ist. Der Begriff kommt ja eigentlich aus der Umgangssprache und ist mittlerweile aus der Schmuddelecke ins Rampenlicht gerückt. Ich habe für mich den Begriff neu besetzt als „Super-Mitten-im-Leben-Frau“.

Warum dieses Wortspiel?

Pooth: Es ist kein Wortspiel, es ist meine direkte Übersetzung. Frauen in der Lebensmitte wurde häufig ihre Attraktivität abgesprochen, gerade wenn sie Kinder haben, geschieden sind oder alleine leben. Als wäre der Zug schon abgefahren. Doch das verändert sich und man sieht es nicht nur an Heidi Klum und ihrem 16 Jahre jüngeren Mann Tom Kaulitz. Alles ist möglich und die Frauen in der Lebensmitte sind einfach sexy. Ich möchte daran erinnern, dass auch über 40-Jährige attraktive, starke Powerfrauen sind – das ist die Message meines Buches.

Was braucht es denn, um eine Supermilf zu sein?

Pooth: Eine Frau sollte, egal für welchen äußeren Typ sie sich entscheidet, zu hundert Prozent dahinter stehen. Aber auch da ist es möglich, immer wieder Kleinigkeiten äußerlich zu optimieren. Sie muss Stärke zeigen, selbstbewusst sein und ihren Weg gehen, gerade in der Lebensmitte. Es ist die Zeit sich zu fragen: Was will ich nicht mehr machen, was ich all die Jahre gemacht habe? Wie viele Möchtegern-Freunde, die mir nicht guttun, schleppe ich mit mir herum? Was macht mich glücklich? Das Ziel ist, die zweite Lebenshälfte besser zu machen als die erste. Und das darf man nicht verschlafen. Ich habe sehr viel Wert daraufgelegt, dass mein Buch auch ein Ratgeber ist. Er beinhaltet einen Zehn-Punkte-Plan, um aus einer Frau eine Supermilf zu machen.

Wie wichtig ist
dabei das Aussehen?

Pooth: Sehr wichtig, weil ein gutes Aussehen auch Wohlbefinden bedeutet. Dafür muss man keine Idealmaße haben, sondern der Typ muss stimmen. Das fängt schon bei einfachen Dingen wie der Kleidung oder den Haaren an. Es geht darum, etwas für sich zu tun, für sich selbst Einsatz zu zeigen, jede in ihrem Maß. Es ist egal, ob man kurze oder lange, graue oder blonde Haare hat. Man soll in den Spiegel schauen und sich selber richtig gut finden.

Welche Rolle
spielen Schönheitseingriffe?

Pooth: Jede Frau hat einen bestimmten Anspruch an sich selbst. Die einen sind für kleine Schönheitseingriffe offen, die anderen weniger. Und keine von den beiden Seiten darf man diskriminieren, keine ist besser als die andere. Ich finde, alle kleinen Korrekturen sind vollkommen legitim und es ist doch schön, dass wir diese Möglichkeiten haben. Wir wollen uns ja auch wohl in unserem Körper fühlen.

Finden Sie, dass es Männer einfacher haben in dieser zweiten Lebenshälfte?

Pooth: Nicht unbedingt. Wir kennen alle die klassische Midlife-Crisis mit Harley Davidson, Lederjacke, einer 25-jährigen Sekretärin als Freundin und neuerdings Haartransplantation. Auch Männer müssen eine hormonelle Veränderung durchleben, die oft zu leichten bis starken Depressionen führen können. Aber Männer haben es in einer Sache einfacher: Sie haben sich nie sagen lassen, dass ab 45 alles vorbei ist. Sie haben es sogar clever verkauft – schließlich kennen wir alle den George-Clooney-Effekt: „Hat er nicht tolle graue Haare? Und die Falten stehen ihm so gut.“ Hat man das jemals über eine Frau gesagt?

Wie haben Sie selbst diese Umbruchzeit erlebt?

Pooth: Sie meinen zur Supermilf? Ich habe eigentlich nie richtig über mein Alter nachgedacht, aber es gab eine unruhige Nacht, ich konnte nicht schlafen, hatte tausend Gedanken im Kopf. Also habe ich mir eine Tasse Tee gemacht und um 3 Uhr nachts ein ausführliches Selbstgespräch geführt. Und da ist mir plötzlich klar geworden: Hey, ich bin auch in der Lebensmitte. Und ganz viel verändert sich gerade bei mir, körperlich, geistig und auch hormonell.

Was hat diese Erkenntnis mit Ihnen gemacht?

Pooth Es hört sich komisch an, aber ich bin plötzlich so richtig erwachsen geworden. Ich möchte gerne mein Leben mehr mit Quality Time planen, weiter in die Zukunft schauen und mir überlegen, was ich noch alles erleben möchte. Und dafür im Job nur noch das Beste annehmen – auch wenn ich gerade wieder acht Projekte unterschrieben habe und jetzt die zweite Staffel von „More Than Talking“ im November weiter produziert wird. (lacht)

Was planen Sie
denn für die Zukunft?

Pooth: Beruflich möchte ich mit dem Herzstück meiner Arbeit, meiner Talkshow, eine weitere erfolgreiche zweite Staffel produzieren. Darüber hinaus liegt der Fokus sehr auf meiner Familie. Ich möchte einfach viel Zeit mit Franjo verbringen und weiterhin die Welt bereisen. Nicht immer nur zwei Tage dranhängen, weil ich beruflich auf Mallorca oder in Las Vegas bin. Mein Traum ist es, später mal nach Los Angeles zu ziehen. Das werden Franjo und ich auch machen.

Sie feiern bald eine Party in Düsseldorf zur Buchpremiere und zum dreijährigen Bestehen Ihrer Hautpflegeserie. Wie hängt das beides zusammen?

Pooth: Das stimmt, es wird eine exklusive Party in Düsseldorf geben. Ich lade Familie und Freunde, TV-Kollegen und engste Mitarbeiter von Pacific Healthcare ein. Franjo, der CEO von PHC, wollte mit seinen Mitarbeitern das erfolgreiche dreijährige Bestehen und ich den Erfolg von meinem Buch feiern. So kamen wir auf die Idee, die beiden Anlässe auf einen Tag zu legen. Ich bin Testimonial von PHC und sehr stolz darauf, dass die Frauen in ihrer Lebensmitte mir bei Beauty und Hautpflege vertrauen. Mitten-im-Leben-Frauen sind auch die Zielgruppe von der neuen Pacific-Healthcare-Linie.

Inwiefern sehen Sie sich
als Vorbild auch
für jüngere Frauen?

Pooth: Ich will mich nicht jünger machen, als ich bin, das ist Quatsch. Aber Lebensfreude mit sich zu tragen, kann nur von Vorteil sein, egal in welchem Alter. Ich komme jünger rüber dank meiner Lebensfreude.

Haben Sie ein Lebensmotto, das Sie über die Jahre begleitet hat?

Pooth: Pippi Langstrumpf war schon immer mein Vorbild und meine ganze Karriere über habe ich immer gesagt: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Und jetzt ist hinzugekommen: „Alles geht, aber nichts muss“.