Viel mehr als nur Bücher
Immer mehr Buchhändler in Düsseldorf entdecken E-Books, Geschenkideen und Regionalartikel für ihr Geschäft.
Düsseldorf. Die Zeit, in der in Buchhandlungen Regale mit den entsprechenden literarischen Werken die Alleinherrschaft besaßen, scheint in den Düsseldorfer Geschäften vorbei zu sein. Immer häufiger setzen Händler auf Angebote, die nur — wenn überhaupt — sekundär etwas mit Lesen zu tun haben.
So erobern Stofftiere und Radschläger die Ladenfläche, wo es neben der Ausrüstung für den Fortuna-Fan auch noch Geschirr und Gewürze für die Küche gibt. Gerade im stärker werdenden Konkurrenzkampf um die Leser schaffen kleine Geschenkartikel und Spielzeug die Chance, dem eigenen Laden ein individuelles Gesicht zu geben.
Dazu zählen in der Kochbuch-Abteilung des Stern-Verlags an der Friedrichstraße zum Beispiel die Gewürze von Sternekoch Ingo Holland. „Wir haben viele Kunden, die extra wegen dieses Angebots zu uns kommen“, sagt Verkäuferin Bettina Zobel. Gerade im Buchbereich sei es oft nicht leicht, sich vom Konkurrenten zu unterscheiden.
Mit den sogenannten Non-Book-Artikeln sei dies einfacher. Dazu zählen im großen Buchhaus auch die Steiff-Stofftiere, die Düsseldorf-Kollektion von Hausfreund oder der Fortuna-Fanshop. „Der Non-Book-Bereich hat bei uns in den vergangenen zwei Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Rechnet man Angebote wie E-Books, Hörbücher und DVDs dazu, kommen wir auf einen Anteil von knapp 20 Prozent am Sortiment“, erklärt Zobel.
Bei der Mayerschen Buchhandlung an der Kö spielen Geschenkideen vor allem im Kinder- und Jugendbereich eine wichtige Rolle. So wird das Untergeschoss weitgehend von Kinderhelden wie dem Hasen Felix, Prinzessin Lillifee oder Capt’n Sharky beherrscht. Mit seiner Edition Spiegelburg bietet der Münsteraner Verlag Coppenrath vom Verkaufsregal bis zum Stofftier alles rund ums Kinderbuch. „Der Shop ist für uns sehr wichtig“, sagt Filialleiterin Martina Manns.
Etwa zehn Prozent des Gesamtsortiments machen die Non-Books aus. „Dieser Bereich wird immer unentbehrlicher. Die Kunden erwarten in einer Buchhandlung mehr als Bücher. Dazu zählt die Papeterie genauso wie kleine Geschenkideen oder regionale Dinge wie die Sachen von Hausfreund“, berichtet Manns.
Wichtig sei es, Dinge anzubieten, die es nicht überall gibt. Gefragt sind bei ihr auch eigene (Buchhandlungs-) Fan-Artikel wie Stoffbeutel oder der bunte Sattelschutz. Dazu kommt der E-Book-Bereich, in dem eine stetig wachsende Nachfrage verzeichnet wird.
Was die Preise von Geschenkartikeln angeht, verzeichnen die Buchhändler eine große Spanne: „Das reicht vom günstigen Mitbringsel für ein paar Euro bis zu teuren Produkten wie bei Lillifee oder Hello Kitty für 30 Euro und mehr“, sagt Kerstin Emson, Bereichsleiterin beim Bahnhofsbuchhändler Grauert. „Dinge wie Spielzeug oder Geschenkartikel braucht heute eine Buchhandlung zum Überleben. Da muss man sich etwas einfallen lassen“, betont Emson.
Wert darauf, dass diese Artikel immer noch irgendeinen Bezug zum Buch haben, legt Christine Adamski von der Goethe Buchhandlung. „Es muss immer passen und originell sein. Wir haben zum Beispiel Kissen für schwere Bücher oder den Kaffee und die Süßigkeit, die man beim Lesen genießen kann. Wichtig ist, dass man seine Kunden und die Einzelhandels-Landschaft um sich herum kennt“, erklärt Adamski, die regelmäßig Messen wie die Ambiente, die Tendence und die Innova besucht, aber auch mit Düsseldorfer Unternehmen kooperiert.
Auf lokale Anbieter setzen verstärkt kleinere Einzelhändler wie die Regenbogen-Buchhandlung in Flingern. „Bei uns sind selbstgemachte Taschen besonders gefragt. Aber auch die Stofftiere, die meine Mutter häkelt, gehen sehr gut“, sagt Brigitte Klasen. Wichtig sei Individualität, was auch ihre Auswahl an Postkarten auszeichne. „Viele Motive gibt es nur einmal. Jedes wird von mir selbst ausgesucht. Nur so kann man seine Nische wirklich ausnutzen.“
„Kleinigkeiten selbst ausgesucht“ — nach dieser Prämisse entscheiden auch die Inhaberinnen der Buchhandlung „Bolland & Böttcher“ an der Rethelstraße, welche Produkte in ihren Laden kommen. „Wir haben zum Beispiel besondere Adventsfiguren aus dem Erzgebirge, die unsere Kundschaft gerne in der Wohnung hat und die es in Düsseldorf kaum gibt“, sagt Elke Böttcher. „Insgesamt sind Non-Books für uns aber eher ein Zusatzgeschäft und kein Schwerpunkt im Laden“, betont sie.
Das sieht auch Dorothea Düsedau vom „Buch am Dreieck“ so: „Als Ergänzung ist das wichtig. Die Buchhandlung muss aber immer noch als solche erkennbar sein und sich von einem Spielwarenladen unterscheiden“, sagt die Buchhändlerin, die auf besondere Dinge direkt zum Buch setzt. Die Verdienstspanne sei in diesem Bereich eher gering und bei großen Anbietern müsse man große Menge abnehmen, was sich für eine kleinere Buchhandlung oft nicht lohne. „Daher setze ich auf kleine Geschenkideen, die man nicht überall bekommt.“