Wenn Eltern ihr Kind verlieren

Die Diakonie hat eine Trauergruppe für verwaiste Mütter und Väter gegründet.

Düsseldorf. Wenn ein Kind stirbt, wird für die Eltern der schlimmste aller Alpträume Wirklichkeit. Sie können den Verlust nicht fassen — sollten doch eigentlich sie es sein, die vor ihrem Kind sterben. Die Welt bleibt stehen. Freunde und Bekannte sind verunsichert, die Eltern fühlen sich unverstanden und ziehen sich immer mehr in ihre Trauer zurück.

Traumatherapeutin Gisela Vogler und Trauerbegleiter Siegfried Groß wollen verwaisten Eltern helfen, den Weg zurück ins Leben zu finden. „Wir leiten die betroffenen Eltern. Das soll keine ewige Klagemauer werden, sondern ein Prozess der Weiterentwicklung“, sagt Vogler. Viele Eltern hätten Angst, wieder ein normales Leben zu führen, weil sie das Gefühl haben, ihr Kind würde dann in Vergessenheit geraten. „Es geht nicht darum zu vergessen, sondern mit Gleichgesinnten den Schritt aus der Isolation zu wagen“, sagt Vogler. In der Gruppe bleibt auch genug Zeit und Raum für die Geschichte des Kindes und die Trauer.

Viele der betroffenen Eltern schaffen es nicht, diese Belastungssituation als Paar zu bewältigen, es kommt zur Trennung. Ulrike Wewer, Leiterin der Diakonie-Beratungsstelle an der Benrather Straße: „Jeder hat eine andere Art, mit seiner Trauer umzugehen. Das sollen die Betroffenen in der Gruppe lernen.“ Eltern, die merken, dass sie sich in ihrer Trauer verlieren, können sich aber auch als Paar bei der Diakonie beraten lassen.

Nicht nur Paare, auch einzelne Elternteile können an der Traumagruppe teilnehmen. Die Erfahrung zeigt, dass es meistens zuerst die Frauen sind, die sich Hilfe suchen. Siegfried Groß ist selbst betroffen, er hat seinen Sohn im Alter von zweieinhalb Jahren verloren und weiß, dass sich Väter von solchen Angeboten oft gar nicht angesprochen fühlen. Das will er ändern: „Darum haben wir uns entschieden, die Gruppe gemeinsam zu leiten. Um Mütter und Väter anzusprechen“, sagt Groß.

Wann die Eltern ihr Kind verloren haben, spielt keine Rolle. Die Gruppe ist auf ein Jahr angelegt, so können Vogler und Groß frisch verwaisten Eltern über das erste Jahr helfen. „Dann ist die Gruppe da, wenn der erste Geburtstag ohne das Kind, der erste Todestag oder typische Familienfeste wie Weihnachten anstehen.“