Wegen Lärm und Randale: Hafenbecken nachts gesperrt
Anlieger klagen über Lärm und Vandalismus, Stadt schließt abends südlichen Teil. Opposition hält das für „dumm“.
Düsseldorf. Sachbeschädigungen, Pöbeleien, Drogen — nach Schilderungen von Anwohnern und Stadt gibt es am alten Hafenbecken massive Probleme. Der südliche Teil des Geländes soll deshalb nachts durch drei Tore abgesperrt werden, Freitag stellte die Verwaltung die Pläne in der Bezirksvertretung 1 vor. Die Opposition übte heftige Kritik, die SPD bezweifelt, dass sich die Probleme damit beheben lassen.
Michael Pfaff von der Bauaufsicht bescheinigte der Planung aus den 80er Jahren, dass sie nicht so funktioniert wie damals gedacht. Er sprach davon, dass Anwohner regelmäßig in der Nachtruhe gestört würden und um nächtliche Sperrung des Geländes gebeten hätten. „Als Kompromiss wurde ausgehandelt, dass der südliche Teil zwischen 22 und 6 Uhr mit drei Toren verschlossen wird.“
Die Anwohner selber schildern die Probleme drastischer. Ständig würden Scheiben am Hetjens- und am Filmmuseum eingeschlagen, mit Drogen gehandelt, wildgepinkelt, teilweise auch Passanten eingeschüchtert, sagt zum Beispiel Philipp Kutsch. „So kann es nicht weitergehen.“ Das Ordnungsamt werde nicht Herr der Situation. Die Anwohner selber haben nach eigener Darstellung zeitweise einen Wachdienst engagiert, der aber mangels polizeilicher Befugnisse auch nichts habe ausrichten können.
Die Vermutung, der südliche Teil könnte auch ein Schwerpunkt für nächtliche Raubdelikte sein, bestätigt die Polizei nicht. Beschädigungen, Graffiti, Ruhestörungen und gelegentliche Auseinandersetzungen von Jugendlichen untereinander registrieren die Sicherheitskräfte dort aber schon.
In der Bezirksvertretung führte das Thema Freitag zu Diskussionen. Philip Tacer (SPD) kritisierte, „dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird“. Zudem fürchtete er, dass ein Präzedenzfall geschaffen werde: Mit dem Andreasquartier entstünden viele neue Wohnungen in der Altstadt, Wirte sorgten sich, dass Lärmschutzauflagen kommen könnten.
Sein Parteikollege Horst Gieseler bezweifelt, dass das nächtliche Absperren funktionieren wird. Was, wenn sich um 22 Uhr schon eine Gruppe alkoholisierter junger Menschen dort aufhalte und sich weigere zu weichen, fragte er. Sein Fazit: „Das ist eine großartige Dummheit.“
Auch CDU und FDP bekundeten Bedenken, sahen aber letztlich keine Alternative. Sebastian Rehne von den Liberalen regte an, die Stadt solle nach einem Jahr berichten, ob die Maßnahme Erfolg gehabt habe. Eventuell müsse man den Schritt dann rückgängig machen.
Das Gelände ist im Privatbesitz, bei der Neuplanung in den 80er Jahren wurde beschlossen, dass die Öffentlichkeit Zugang haben soll. Wegen dieser Situation hat die Stadt die Sperrung in Eigenregie entschieden. Die Bezirksvertretung wurde nun nur in Kenntnis gesetzt.
“ Kommentar S. 18