Rotlicht-Prozess: Richter rüffelt Staatsanwaltschaft

Entlastende Aussage ist nicht bei den Akten. Verfahren wird möglicherweise schon bald ausgesetzt.

Richter Markus Fuchs war gestern äußerst verärgert. Foto: JM

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es gab bisher wenig erfreuliche Tage für die Staatsanwaltschaft im Rotlicht-Prozess um die Rethelstraße, nachdem die Belastungszeugen bislang eine äußerst unglückliche Figur machten. Das wurde auch Freitag nicht besser, im Gegenteil. Dem Vorsitzenden Richter Markus Fuchs platzte der Kragen und er übte scharfe Kritik an der Ermittlungsarbeit: „Darüber kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“

Ausgelöst hatte das Donnerwetter ein Beweisantrag von Rechtsanwalt Benedikt Pauka, der den Hauptangeklagten Thomas M. vertritt. Er hatte erfahren, dass die Polizei dreimal eine Prostituierte mit dem Arbeitsnamen „Candy“ vernommen hatte. Die wiederum hatte erklärt, dass es in den Etablissements an der Rethelstraße und im Club „La Viva“ kein System gegeben habe, um Kunden mit Alkohol und Rauschgift willenlos zu machen, um anschießend deren Konten abzuräumen.

Diese entlastende Aussage taucht in den Akten nicht auf. Die Staatsanwaltschaft musste das Freitag einräumen. Die Akte sei von der Polizei „fehlerhaft sortiert“ worden. Sie sei aber keineswegs absichtlich versteckt worden, wie die Verteidigung vermutet. Außerdem gebe es ähnliche Aussagen von anderen Prostituierten.

Fuchs wollte das als Entschuldigung nicht akzeptieren, denn er hatte die Staatsanwaltschaft in den vergangenen Monaten mehrfach darum gebeten, die kompletten Ermittlungsergebnisse vorzulegen: „Sie müssen doch zugeben, dass es verwundert, wenn am 57. Prozesstag solche Dinge auftauchen.“

Der ermittlungstechnische Fauxpas war für die Verteidigung eine Steilvorlage. Die Rechtsanwälte gehen seit Anfang des Prozesses davon aus, dass entlastende Elemente von Staatsanwaltschaft und Polizei bewusst unterdrückt werden. Sie fordern nun eine Durchsuchung des Polizei-Präsidiums, um möglicherweise weitere fehlende Akten sicher zu stellen.

Beantragt wurde außerdem, das Verfahren auszusetzen, bis fehlende Akten nachgeliefert werden. Darüber wollte Markus Fuchs allerdings Freitag nicht mehr entscheiden. Anfang kommender Woche wird die Kammer darüber beraten, was mit zwei der Angeklagten, die noch in Untersuchungshaft sitzen, geschieht.

Am 7. März soll es weitergehen.