Wer Bus und Bahn fährt, soll bald deutlich mehr zahlen
Der jetzt beschlossene Aufschlag ist noch nicht alles: Experten diskutieren die Einführung einer neuen Preisstufe A3.
Düsseldorf. Düsseldorfer werden in absehbarer Zeit deutlich mehr für Fahrten mit Bus und Bahn zahlen müssen. Denn bei der Preiserhöhung um 3,3 Prozent zum 1. Januar 2014, die am Freitag vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) beschlossen wurde, soll es nicht bleiben.
Nach Informationen der WZ ist die konkrete Überlegung, eine neue Preisstufe A3 einzuführen. De facto wäre das ein eigener, höherer Tarif für Großstädte mit umfangreichen ÖPNV-Angebot, im Gespräch dafür sind Essen, Dortmund — und Düsseldorf.
„In Städten mit großem Liniennetz und dichtem Takt fallen auch mehr Kosten an, da wäre es gerechtfertigt, etwas mehr zu nehmen“, sagt Norbert Czerwinki, für die Grünen im VRR-Verwaltungsrat. In der Tat: Wer vergleicht, wie viel ein Einzelticket in deutschen Großstädten kostet, stellt fest, dass nur Berlin billiger ist (Grafik).
Hintergrund ist, dass Politik und Verkehrsunternehmen einen höheren Kostendeckungsgrad erreichen wollen. Spitzenleute der Rheinbahn halten sogar die Einführung des subventionierten Tickets 2000 in den 90er Jahren für einen Fehler. Soweit würde Czerwinski, der auch im Rheinbahn-Aufsichtsrat sitzt, nicht gehen. „Ich glaube auch nicht, dass ein Kostendeckungsgrad von 100 Prozent erreichbar sein wird“, sagt er.
Wie teuer die Fahrkarten durch eine neue Preisstufe werden könnten, kann jetzt noch niemand sagen. Klar ist aber, dass auch der jetzt beschlossene 3,3-Prozent-Aufschlag deutlich über der Inflationsrate liegt. Bei der Rheinbahn hält man das für alternativlos.
„Wir stehen vor riesigen Investitionen in unsere Fahrzeuge, in Gleise und Hochbahnsteige, um das System Bus und Bahn immer besser zu machen. Das kostet sehr viel Geld“, sagt Sprecher Georg Schumacher. Man habe fast alle Sparpotenziale ausgeschöpft, zudem statte die öffentliche Hand den ÖPNV finanziell schlicht nicht genügend aus.
Thomas Dorow von „Pro Bahn“ in Düsseldorf hält dagegen: „So geht das nicht, die Preiserhöhungen erfolgen ja inzwischen fast automatisch. Das schreckt Fahrgäste ab.“
Für die Politik betont Manfred Neuenhaus (FDP), ebenfalls im VRR-Verwaltungsrat, dass die Mehreinnahmen der Verkehrsbetriebe durch die Tariferhöhung „komplett in die Infrastruktur fließen werden“. „Das ist richtig und erforderlich, denn die Fahrgastzahlen steigen ja erfreulicherweise an.“
Die Rheinbahn versucht aktuell Mehreinnahmen auch dadurch zu erzielen, dass sie möglichst viele Nutzer des Tickets 1000 zum Umsteigen aufs Ticket 2000 bewegt. Alle Abonnenten wurden per Brief zum Wechsel animiert. Schumacher: „Die Aktion ist ein Erfolg. Denn das Ticket 2000 kostet im Monat nur vier bis sieben Euro mehr, bietet aber viel mehr Möglichkeiten.“