Doch neuere historische Forschungen zeigen ein ganz anderes Bild des Mannes der zuletzt Gouverneur von Deutsch-Ostafrika war. 1853 in Frankfurt/Oder geboren, trat Wissmann ins Kadettenkorps ein und wurde Leutnant. 1881 ging er für die Afrikanische Gesellschaft nach Luanda und ihm gelang als erstem Europäer die Durchquerung Zentralafrikas von West nach Ost. Doch bei solchen Expeditionen ging es vor allem um die Erkundung von Kolonialgebieten, es kam auch zu blutigen Zusammenstößen mit Einheimischen. Wissmanns Motto war: „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“ Dafür zog er auch die Pistole und schoss Afrikaner, die sich in seinen Weg stellten, über den Haufen.

Neben seinen Expeditionen für den berüchtigten Kolonialherrscher Leopold von Belgien, machte sich Wissmann mit der Niederschlagung von Aufständen einen Namen. Dabei nutzte er die militärische Überlegenheit seiner „Wissmann-Truppe“, plünderte eroberte Dörfer und setzte sie in Brand.

Sein brutales Vorgehen, das zudem Weisungen aus Berlin missachtete, erregte selbst unter Kolonialoffizieren Abscheu. Bei der Niederschlagung des sogenannten „Araberaufstandes“ in Ostafrika ließ er gefangene Aufständische durch ein Standgericht verurteilen und ausnahmslos exekutieren.

Tausende Frauen und Kinder fielen seiner Verbrannte-Erde-Taktik zum Opfer. Vom Kaiser verächtlich als „Söldnerführer“ bezeichnet, machte sich Wissmann auch durch die enormen Kosten seiner teils eigenmächtigen Feldzüge in Berlin unbeliebt. 1896 verließ Wissmann Afrika aus angeblich gesundheitlichen Gründen, er starb 1905 bei einem Jagdunfall. 1908 wurde in Düsseldorf die Kaulbachstraße in Wissmannstraße umbenannt.

In Stuttgart, Bochum und Hannover wurden die Wissmann-Straßen in den letzten Jahren bereits umgetauft.

Hermann von Wissmann (undatierte Aufnahme).