Düsseldorf Wie die Rheinbahn auf den Löwen kam

Die Löwen vor dem Rheinbahnhaus sind durch Arisierung einer jüdischen Firma in den Besitz des Unternehmens gekommen. Jetzt sollen sie mit nach Lierenfeld umziehen.

Foto: Lepke

Düsseldorf. Wer schon mal am Rheinbahnhaus in Oberkassel war, dem sind womöglich die beiden steinernen Löwen aufgefallen, die links und rechts des Haupteingangs stehen. Doch wie kommt das Unternehmen eigentlich auf den Löwen? Weder hat die Rheinbahn ein tierisches Maskottchen, noch gibt es sonst irgendeinen Bezug zu Löwen. Oder sollte es sich etwa um Bergische Löwen handeln?

Foto: Rheinbahn-Archiv

Nein, die steinernen Tiere sind Relikte längst vergangener Zeiten — und stumme Zeugen dunkler deutscher Geschichte. Denn einst zierten vier von ihnen die Fassade des sogenannten Ludwig-Loewe-Hauses — als optischer Verweis auf den Namensgeber. Der Bau befand sich direkt gegenüber vom Hauptbahnhof, dort wo heute der Immermannhof steht. Viele Düsseldorfer kennen das Gebäude noch, weil es erst in den 70er-Jahren abgerissen wurde. Bis dahin befand sich dort die Rheinbahn-Zentrale.

Dort eingezogen ist das Verkehrsunternehmen wenige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Und zu diesem Zeitpunkt hingen die Löwen auch noch an der Fassage, wie das historische Foto rechts zeigt. Allerdings nicht mehr lange, nach kurzer Zeit wurden sie abgebrochen. Gut möglich, dass dies geschah, um die Erinnerung an die jüdischen Vorbesitzer zu tilgen. Dafür jedenfalls spricht die Tatsache, dass die Statuen auf dem Rheinbahn-Betriebshof in Heerdt zusammen mit allerlei Bauschutt in einer ehemaligen Kiesgrube verscharrt wurden.

Überhaupt ist über diese Geschichte in Düsseldorf nicht allzu viel bekannt. Sicher ist, dass das Ludwig-Loewe-Haus vor dem Zweiten Weltkrieg die Düsseldorfer Dependance eines großen Konzerns war. Den hatte der deutsch-jüdische Unternehmer Ludwig Loewe (1837-1886) in Berlin gegründet. Hergestellt wurden u.a. Nähmaschinen, Maschinen, Werkzeugmaschinen, Waffen und Munition. Während der NS-Zeit wurde das Nachfolgeunternehmen arisiert. Bis 1937 wurden alle jüdischen Vorstände und Aufsichtsräte aus dem Unternehmen gedrängt.

Laut der Rheinbahn-Chronik „Unter dem Flügelrad“ (von Autor Reinhard Manter, Dumont Verlag, 1996) kaufte die Rheinbahn das Loewe-Haus und baute es 1939 zur neuen Zentrale um. Auch weil es einer der ersten Stahlbetonbauten in Düsseldorf war, überstand der Bau den Zweiten Weltkrieg — bis in die 70er-Jahre diente er der Rheinbahn als Zentrale. Im Volksmund blieb es aber beim Namen „Loewe-Haus“.

Drei der Löwen tauchten übrigens in den 80er-Jahren bei Bauarbeiten auf dem Heerdter Betriebshof wieder auf. Die Rheinbahn nahm das Erbe an — und stellte einen direkt dort auf und die anderen zwei vor der Oberkasseler Zentrale. Bald aber werden sie umziehen müssen: Wenn die Rheinbahn 2017 ihre neue Zentrale in Lierenfeld eröffnet, werden dort auch die beiden Loewe-Löwen stehen.

Nur der vierte Löwe ist nie wieder aufgetaucht, er ist bis heute verschollen.