Düsseldorf Wie Pfarrer Heiligabend verbringen

Für Geistliche ist Heiligabend natürlich ein besonderer Tag: Es gibt viel Arbeit, aber auch Gründe zu feiern.

Für Geistliche ist Heiligabend natürlich ein besonderer Tag: Es gibt viel Arbeit, aber auch Gründe zu feiern.

Düsseldorf. Noch schnell die Geschenke einpacken, noch schnell das Essen für Heiligabend vorbereiten und noch schnell den Baum schmücken. Wer den Beruf des Pfarrers gewählt hat, muss an Weihnachten nicht nur arbeiten, sondern auch Zeit für Familie und Freunde finden - das artet nicht selten in Stress aus.

Für Geistliche ist Heiligabend natürlich ein besonderer Tag: Es gibt viel Arbeit, aber auch Gründe zu feiern.

Die Termine von Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuß von der Pfarrei St. Margareta in Gerresheim sind an den Weihnachtstagen recht eng getaktet: Der engagierte Geistliche hat an Heiligabend Geburtstag und nach dem Gottesdienst am Morgen hat er stets eine Schar von Gratulanten um sich, und oft gibt es sogar noch ein Ständchen für ihn. „Ich feiere aber nicht, nur an meinem Namenstag“, sagt Sülzenfuß. Nach dem Gottesdienst geht er zum Grab seiner Eltern, anschließend hält er einen Gottesdienst im Altenheim.

„Dann muss ich noch die letzten Geschenke einpacken“, verrät er. Am frühen Abend isst er dann zusammen im kleinen Kreis seiner Wohngemeinschaft. „Es gibt traditionell immer Schinkenröllchen mit Spargel“, sagt er.

Danach zieht er sich zurück und bereitet sich für den großen Gottesdienst um 22 Uhr vor. „Im Anschluss an den Gottesdienst sitzen wir noch mit ein paar Kollegen zusammen und stoßen auf die Geburt Jesu an.“ Am ersten Weihnachtsfeiertag wird er zwei Gottesdienste halten, anschließend seinen Bruder im Altenheim besuchen: „Abends atme ich dann zum ersten Mal durch, wenn bis dahin alles gut gelaufen ist.“ Am zweiten Weihnachtstag stehen ein Gottesdienst und eine große Feier mit Freunden und Familie auf dem Tagesprogramm. Zeit für Bescherung unter dem Weihnachtsbaum findet sich auch, einen Wunsch hat Sülzenfuß jedoch nicht geäußert: „Ich freue mich über Kino-Karten oder eine gute Flasche Weißwein.“

Sein Kollege, Diakon Oliver Steinbrecher, hat ebenfalls ein straffes Programm an den Festtagen: „Bis 17 Uhr bin ich zu Gottesdiensten und Krippenfeiern unterwegs, dann gibt es zuhause Bescherung. „Das Essen steht nicht im Mittelpunkt, es gibt etwas in aller Schnelle wegen des Zeitdrucks, auch schon mal Pommes Frites mit Chicken.“ Um 21.30 Uhr muss er bereits wieder am Altar stehen.

Für beide Feiertage sind große Familienfeiern geplant: „Da sitzen wir dann mit 18 Leuten gemeinsam beim Abendessen.“

Pfarrer Martin Kammer von der Evangelischen Friedenskirche an der Florastraße lädt seit Jahren alleinstehende Menschen zu sich ein: „So verstehe ich Weihnachten. Bei mir am Tisch nehmen auch Gäste Platz, die ich gar nicht kenne.“ In diesem Jahr serviert er Kürbissuppe, Kalbsbäckchen mit Gnocchi und Schokoladeneis mit Eierlikör. Am ersten Weihnachtstag fährt Kammer zu Freunden nach Köln.

Pfarrer Lars Schütt von der evangelischen Christuskirchengemeinde in Oberbilk hat am Donnerstag ebenfalls einen langen Arbeitstag: „Zwei Gottesdienste tagsüber und dann bin ich bis 3 Uhr bei der ‘Nacht der offenen Tür ‘ in unserer Kirche.“ Einen Tannenbaum hat der Theologe daheim nicht, nur einen Weihnachtsstern: „Für mich hat Weihnachten keine große Bedeutung und auch die Rituale dazu nicht. Das wichtigste evangelische Fest ist Ostern, die Kreuzigung und Auferstehung Jesus.“

Am Geschenkekarussell mag sich Schütt nicht beteiligen: „Den ersten Weihnachtstag verbringe ich im großen Kreis mit Geschwistern, Eltern und Onkel. Ich habe vorher angekündigt, dass ich nichts schenke und auch nicht beschenkt werden möchte.“ Geschenke zum Fest seien mit Erwartungen verbunden und das sei ihm viel zu stressig. „Die Entscheidung gegen Geschenke war für mich sehr befreiend.“

Schütt freut sich auf die Menschen, die er sieht. „Ich möchte mir den Blick und die Aufmerksamkeit für das Wesentliche, für Freunde und Familie um mich herum, bewahren.“