Wohnungsbau Wohnungsbau-Pläne: Stadt lässt Bezirksregierung abblitzen
Düsseldorf · Mehr Wohnbauland in Düsseldorf sieht der neue Regionalplan im Norden und Osten vor: Doch die Stadt will da fast nirgendwo mitgehen – und sie hat die Planungshoheit.
Das Land NRW versucht über die Bezirksregierung Düsseldorf mehr Wohnbauland auszuweisen – vor allem im besonders stark nachgefragten Düsseldorf. Doch die Landeshauptstadt lässt ihre Aufsichtsbehörde jetzt in ihrer offiziellen Stellungnahme, die am Donnerstag der Stadtrat verabschieden soll, abblitzen: Entweder werden die von der Bezirksregierung vorgeschlagenen Freiflächen für Wohnungsbau komplett abgelehnt. Oder es heißt: Ja, prinzipiell wäre dort etwas möglich, aber...
Im Rahmen der Regionalplanaufstellung schreibt die Bezirksregierung der Stadt einen Flächenbedarf für etwa 32 750 Wohneinheiten bis 2034 zu, bis 2040 gar für knapp 55 000. Nach Abzug aller bekannten Reserven und Nachverdichtungs- sowie Wiedernutzungspotenziale ergibt sich für Düsseldorf bis 2040 danach ein zusätzlicher Flächenbedarf für etwa 14 000 Wohneinheiten. Die Planungshoheit allerdings hat letztlich immer die Stadt Düsseldorf. Und die sieht in Person von Bau- und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke gravierende Mängel in den Vorschlägen der Bezirksregierung. So berücksichtige die den so wichtigen Klimaschutz und andere ökologische Belange zu wenig, vor allem den Schutz von Tieren und Pflanzen.
Im Einzelnen: Nur an zwei Orten hat die Stadt keine größeren Bedenken gegen eine Umwandlung von Freiflächen in „Allgemeine Siedlungsbereiche“ (ASB): Im äußersten Norden an der Stadtgrenze zu Duisburg und im Süden an der Werstener Straße.
Abgelehnt werden von der Stadt dagegen die Bebauungspläne in Kalkum und Wittlaer, rings um das Kalkumer Schloss sowie an der nördlichen Spitze des Gebietes, wo die Stadt eine deutliche Reduzierung der ASB anmahnt, um unter anderem die Freiraumkorridore zu erhalten.
Bei den Flächen in Lörick (Sportanlage, Grünfläche) und Heerdt (Sportanlage und Schützenplatz) sei Wohnbebauung zwar grundsätzlich möglich, tatsächlich sei das Flächenpotenzial dafür aber nur sehr gering. Das gelte auch für den kleinen Grünzug an der Ernst-Poensgen-Allee in Grafenberg, wobei da noch hinzukommt, dass auch der Wald auf keinen Fall angetastet werden soll. Auch in Hamm hat die Stadt Bedenken, landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Wohnhäusern zu bebauen.
In Hubbelrath und Knittkuhl möchte auch die Stadt nach wie vor den kleineren neuen Siedlungsbereich auf und rund um das Gelände der Bergischen Kaserne als neues Wohnviertel. Arge Bedenken werden aber geäußert für die viel weiter reichenden Vorschläge auf einem 64 Hektar großen Gebiet, das bis Ludenberg reicht. Eine Umwidmung widerspreche dem Umwelt- und Klimaschutz und gefährde so wichtige Biotope wie die Verbindung zwischen Rotthäuser Bachtal und dem ehemaligen Bundeswehr-Übungsplatz im Grafenberger Wald. Zudem sei die ÖPNV-Anbindung dieser Areale bei weitem nicht ausreichend. Allerdings will die Stadt eines nicht ausschließen: Die Anlage eines olympischen Dorfes, falls die Region Rhein-Ruhr tatsächlich die Spiele 2032 bekommt.
Als die Vorschläge der Bezirksregierung im Frühjahr erstmals bekannt geworden waren, hatte die Düsseldorfer CDU sofort laut „Halt“ geschrien: Hier solle die Stadt zubetoniert werden, vor allem bei Grünflächen sei das absolut inakzeptabel. Jetzt ist Alexander Fils, der Planungsexperte der CDU-Ratsfraktion, zumindest einigermaßen beruhigt: „Planungsamt und Planungsdezernentin haben eine gute Stellungnahme zur beabsichtigten Regionalplanänderung abgegeben“, sagt er, „wir wünschen uns allerdings an der ein oder anderen Stelle eine noch klarere Absage an Wohnbauland auch für die Zukunft.“
So seien in Lörick, Heerdt oder Grafenberg die Potenziale für Wohnungsbau nicht nur „zu gering“, wie die Stadt es formuliert. Fils: „Tatsächlich ist dort im Grunde null Wohnbebauung möglich.“ Auch die Grünen arbeiten noch an ergänzenden Anträgen für die Ratssitzung am Donnerstag.
Die SPD dagegen hat der Stellungnahme der Verwaltung nichts hinzuzufügen: „Dafür gibt es keine Veranlassung, sie ist ausgewogen und gut“, sagt Fraktionschef Markus Raub. Werde ein Gebiet als ASB (Allgemeiner Siedlungsbereich) ausgewiesen, bedeutete das schließlich nicht, dass dort dann alles zugebaut werde und es keine Grünflächen geben könne, sagt Raub.