Hebammen-Mangel Zentrale soll helfen

Schwangere haben Probleme bei der Suche nach einer Geburtshelferin. Die Stadt finanziert eine Anlaufstelle, die vermittelt.

Hebammen-Mangel: Zentrale soll helfen
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Simone Bommers musste lachen. „Aus Verzweiflung“, sagt sie heute. So schwer hatte sie es sich nicht vorgestellt, eine Hebamme zu finden. „Ich war im dritten Monat schwanger, als ich quasi ganz Düsseldorf nach einer Hebamme abtelefonierte. Aber laut den Ansagen auf deren Anrufbeantwortern war ich schon viel zu spät dran“, sagt die 28-Jährige. „Demnach hätte ich mich wohl vor meiner Empfängnis um eine Hebamme kümmern müssen“, sagt sie und lacht erneut.

Um das Problem zu entzerren, ist gestern die Düsseldorfer Hebammen-Zentrale eröffnet worden. Sie wird von der Stadt finanziert und dient Schwangeren als erste Anlaufstelle auf der Suche nach einer wohnortnahen Hebamme. Das Vermittlungsangebot ist für die Schwangeren und für die Hebammen kostenfrei.

„Wir haben einen eklatanten Mangel an Hebammen“, sagt Julia Hoyer vom Arbeitskreis „Düsseldorfer Elternprotest“, der sich zum Ziel gesetzt hat, sich gegen die Ausdünnung der Hebammen-Versorgung zu wehren. „Die Hebammenbegleitung ist nur bis zum 30. Juni 2016 gesichert. Danach stehen Schwangere alleine da: ohne Schwangerenvorsorge, ohne Geburtsbegleitung, ohne Nachsorge im Wochenbett“, sagt die 33-Jährige, die in einigen Tagen ihr zweites Kind erwartet. „Dies bedeutet nicht nur für Kinder und Eltern einen viel schlechteren Start ins Leben. Es betrifft die ganze Gesellschaft, auf die durch die schlechtere Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen höhere Kosten zukommt“, sagt sie.

Hintergrund: Aus dem Konsortium von bisher drei Versicherern, die eine Haftpflichtversicherung für Hebammen angeboten haben, ist die Nürnberger Versicherung zum Juli 2015 ausgestiegen. Eine Notlösung sichert nun die Haftpflicht für Hebammen bis einschließlich Juni 2016. Die Zukunft der Hebammen ab Juli 2016 ist ungewiss: „Dann ist keine Hebamme mehr haftpflichtversichert und darf somit nicht mehr in ihrem Beruf tätig sein. Dies betrifft sowohl die freiberuflichen als auch langfristig die in Kliniken angestellten Hebammen“, sagt Julia Hoyer.

„Wir setzen alles daran, eine Lösung für dieses Problem zu finden“, sagt Julia Hoyer. „Deshalb sind wir auch sehr glücklich darüber, dass sich Oberbürgermeister Geisel des Themas angenommen und die Politik die Hebammenzentrale gefördert hat“, sagt sie. „Für die schwangeren Frauen fällt künftig die psychische Belastung weg, dass sie in 30 Anrufen nur Absagen von Hebammen kassiert. Und für die Hebamme bedeutet die Koordinierungsstelle einen geringeren Arbeitsaufwand“, sagt Hoyer. Durch die wohnortnahe Vernetzung könnten Kapazitäten der Hebammen außerdem besser genutzt werden.

„Natürlich ist das Problem des Mangels damit noch nicht gelöst“, sagt Hoyer. Der Arbeitskreis hofft aber darauf, dass die Kommunalpolitiker das Problem an die Landes- und Bundespolitik weitergeben. „Jede Frau soll bei dem einmaligen Erlebnis der Geburt die bestmögliche Unterstützung erhalten. Ob nun in einem Krankenhaus oder einem Geburtshaus.“

Naomi Redmann und Martine Richli sind die beiden Koordinatorinnen der neuen Hebammenzentrale, an die sich die werdenden Eltern nun wenden können.