Hebammen „Wenn sich nichts ändert, droht uns das Aus“

Isabelle Rosa-Bian spricht über ihre Arbeit als Hebamme im Geburtshaus und die Perspektive ihres Berufs.

Düsseldorf. Isabelle Rosa-Bian ist Hebamme und fachliche Leiterin des Geburtshauses an der Achenbachstraße, in der nun auch die neue Hebammen-Zentrale untergebracht ist.

Frau Rosa-Bian, wie viele Kinder werden im Jahr bei einer Hausgeburt oder im Geburtshaus auf die Welt gebracht?

Rosa-Bian: Jährlich werden etwa 140 bis 160 Kinder in einem Geburtshaus oder zu Hause in Begleitung einer Hebamme geboren. Es gab mal einen starken Anstieg, der ist aber wieder abgeflaut. Die Krankenhäuser haben nachgelegt und sind nun auch darauf bedacht, den Paaren ein angenehmes Ambiente zu bieten.

Können Sie die Nachfrage denn befriedigen?

Rosa-Bian: Wir haben bei einem unserer letzten Infoabende im Geburtshaus eine Anmeldeliste für Paare herumgehen lassen, in der sich 17 eingetragen haben. Ich weiß bis jetzt nicht, wie wir das schaffen wollen. Das führt dazu, dass einige Frauen bis kurz vor der Entbindung nicht wissen, ob sie ihr Kind bei uns bekommen können. Das ist für beide Seiten eine ganz unglückliche Situation.

Wieso können Sie die Nachfrage denn nicht bedienen?

Rosa-Bian: Es gibt zu wenige Hebammen — vor allem solche, die noch Hausgeburten oder Geburten in einem Geburtshaus durchführen. Es ist sogar schon so, dass es Blogs im Internet gibt, in denen sich Frauen untereinander vernetzen und eine Geburt komplett ohne Betreuung planen. Das will ich mir gar nicht weiter ausmalen.

Woher kommt dieser Mangel?

Rosa-Bian: Viele können sich es finanziell einfach nicht mehr leisten, Hebamme zu sein. Die Versicherungsbeiträge sind enorm gestiegen. Als ich angefangen habe, war der Beitrag bei 128 DM, ab Juli muss ich 6300 Euro zahlen. Zudem kommt die Unsicherheit, dass die Nürnberger Versicherung freiberuflich tätige Hebammen nicht mehr versichern will und bislang hat sich keine andere Versicherung gefunden.

Was bedeutet das für das Geburtshaus?

Rosa-Bian: Wenn sich nichts ändert, dann droht dem Geburtshaus im kommenden Sommer das Aus. Aber so schnell geben wir nicht auf.