Zukunft von Karstadt ist weiterhin ungewiss
Düsseldorf (dpa). Auch drei Jahre nach der Übernahme durch den Investor Nicolas Berggruen ist die Zukunft der Warenhauskette Karstadt ungewiss. Zwar sieht der scheidende Karstadt-Chef Andrew Jennings inzwischen Fortschritte bei der Neuausrichtung des Unternehmens.
Doch muss auch er einräumen, dass noch eine schwierige Wegstrecke vor dem Konzern liegt.
„Wir starten mit leichtem Rückenwind in diesen Herbst, nachdem wir es zwölf Monate mit starkem Gegenwind zu tun hatten“, sagte Jennings am Mittwoch anlässlich des Starts der Herbst-Werbekampagne des Warenhauses. Das Unternehmen beginne das Ergebnis der harten Arbeit der letzten Jahre zu sehen, „auch wenn der Weg vor uns weiter herausfordernd ist“.
Karstadt will in den nächsten Wochen die Renovierung mehrerer Warenhäuser abschließen. Zusätzlichen Glamour soll die Eröffnung von Markenshops des britischen Labels Topshop/Topman in den Warenhäusern in Düsseldorf, Hamburg, München und Berlin bringen.
Doch ob die von Berggruen und Jennings vorangetriebene Modernisierung des Karstadt-Sortiments ein Erfolg ist, ist durchaus umstritten. Der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg kam bei einer in Kooperation mit der „Wirtschaftswoche“ durchgeführten Kundenbefragung zu dem Ergebnis: Aus Kundensicht habe sich „bei Karstadt so gut wie nichts getan“. Zwei Drittel der 1000 befragten Karstadt-Kunden hätten überhaupt keine Veränderungen wahrgenommen.
Der Handelsexperte glaubt, Karstadt stehe heute schlechter da als vor drei Jahren. Berggruen und Jennings hätten nach seiner Auffassung versucht, mit neumodischen Kollektionen junge Leute anzusprechen. Seine Studie belege jedoch, dass nur wenige junge Konsumenten mit dieser Strategie erreicht worden seien. „Sie hatten einen Schuss im Lauf und den haben sie in die falsche Richtung abgefeuert“, urteilt Roeb.
Auch die Gewerkschaft Verdi blickt weiter mit Sorgen auf Karstadt. Ihr Handelsexperte Rüdiger Wolff forderte am Donnerstag Berggruen erneut auf, „sich mit eigenen Mitteln an dringend nötigen Investitionen zu beteiligen“.
Doch ist Karstadt nicht das einzige Unternehmen aus dem einstigen Arcandor-Reich, das vier Jahre nach der Insolvenz des Handelsriesen mit Problemen kämpft. Auch die einstige Arcandor-Touristiksparte Thomas Cook, deren Anteile von den Gläubigerbanken nach der Pleite an der Börse verkauft wurden, unterzieht sich zurzeit einem Sanierungskurs. Hohe Schulden und rückläufige Umsätze hatten Europas zweitgrößten Reiseveranstalter zuvor in eine dramatische Schieflage gebracht.
Die einstige Arcandor-Versandhandelstochter Neckermann, deren Mehrheit schon 2008 vom US-Finanzinvestor Sun Capital übernommen worden war, hatte bereits Mitte 2012 Insolvenz anmelden müssen. Das Versandhaus Quelle, das bis zuletzt, zum Arcandor-Reich gehörte, hatte sogar schon kurz nach der Insolvenz des Mutterkonzerns die Tore für immer geschlossen. Die Markenrechte liegen jetzt beim Rivalen Otto.