Zweites Leben: Der Kaffeesack wird zum schicken Hut

Im „Planet Upcycling“ an der Ackerstraße gibt es modische Unikate als Alternative zum Wegwerf-Konsum.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Im Atelier präsentiert Annekathrin Metzler (46) stolz ihr selbstgenähtes Hochzeitskleid: „Die Korsage stammt von einem Kleid meiner Mutter und den Stoff habe ich vom alten Hochzeitskleid meiner Großmutter.“ Gemeinsam mit ihrem Ehemann Frank betreibt sie das „Planet Upcycling“, kurz „Plup“, an der Ackerstraße 168B.

Beide wollen Alternativen zum normalen Konsumverhalten aufzeigen und damit etwas für den Umweltschutz tun. „Die Modeindustrie verschwendet Unmengen an natürlichen Ressourcen. Schon eine einzige Jeans benötigt in der Produktion fast 8000 Liter Wasser“, erklärt Metzler. Dabei brauche man um Mensch und Umwelt zu schonen, nicht einmal viel Geld. Sie sagt, wie es geht: „Man kann selbst kreativ werden, indem man etwa ausgediente Kleidung aufmotzt. Kleine Änderungen mit Schere und Sticknadel gehen schnell von der Hand. Oder man besucht die Upcycling-Kurse hier bei uns im Plup.“

Feuerwehrschläuche, Scherben, Skateboards und sogar Fallschirme werden hier liebevoll umgestaltet und am Ende zu kleinen und großen Design-Objekten wie Sonnenbrillen, Taschen, Tellern und Kleidungsstücken. Selbst aus alten Werbebannern kann man noch etwas Schickes kreieren: Aus einer alten Reklame für den Aqua-Zoo wurden kleine Taschen und Etuis. Sogar Bekleidung für Kinder ist mit dem Konzept Upcycling denkbar. „Aus alten Herrenhemden lassen sich wunderbar Hosen für Jungen und Kleider für Mädchen schneidern.“

Annekathrin Metzler sieht das Upcycling nicht als einfache Bastelei, sondern als eine ernstzunehmende Alternative zum konventionellen Design. „Wenn unsere Sachen keinen ästhetischen Mehrwert hätten, würden die Menschen es nicht kaufen, das steht fest. Der Mensch verbindet mit dem Kaufen häufig Emotionen. Insbesondere Kleidung und Accessoires müssen einem ja auch gefallen“, sagt Metzler.

Auch einige Tipps für Zuhause verrät die Upcycling-Expertin: „Alte Shirts lassen sich wunderbar zu Kissenbezügen oder Umhängetaschen umfunktionieren. Außerdem sollte man in der Küche auf Plastik-Verpackungen verzichten und stattdessen Lebensmittel zum Beispiel in Glas lagern.“ Zur Weihnachtszeit empfiehlt sie altes Zeitungspapier zum Verpacken der Geschenke: „Das kann man je nach Belieben mit dem Pinsel bemalen oder mit Stempeln und Wollfäden ausschmücken.“

Vor kurzem hat das „Planet Upcycling“ eine Kooperation mit der Stadtreinigungs-Gesellschaft Awista gestartet. Metzler erklärt, wie es zu der Idee kam: „Beim Fahrradfahren bemerkte ich, dass viele zu dunkel angezogen sind und dass Warnwesten nicht wirklich trendy aussehen. Ich habe also nach anderen Möglichkeiten gesucht, etwas Fluoreszierendes zu tragen. Dann kam mir eine Idee mit der Awista. Und seit zwei Jahren gibt es nun die ’Awista Orange Kollektion’ hier im Plup.“ Das Sortiment umfasst unter anderem Taschen, Kapuzen und Turnbeutel aus der orangefarbenen Arbeitskleidung, die normalerweise bei der Abfallentsorgung zum Einsatz kommt.

planet-upcycling.de