Zwischen Schaulaufen und Ärger: Der OB auf Sommertour
Dirk Elbers geht mit Polizei und Ordnungsamt auf Streife durch die Altstadt.
Düsseldorf. Es hat schon etwas Barockes, als der Oberbürgermeister am Freitagabend im Schatten des Jan-Wellem-Denkmals auf den Marktplatz tritt. Draußen fließt der Wein in Strömen, der „Weinsommer Rheinland-Pfalz“ gastiert vor dem Rathaus. Der OB — umringt von Polizisten, Mitarbeitern des Ordnungsamts und Journalisten — genießt den großen Auftritt. Hände schütteln, schnell ein Foto mit Düsseldorfs erstem Bürger — Elbers nimmt sich für jeden Wunsch Zeit. „Das muss ein ganz wichtiger Mann sein“, sagt ein Rentner mit niederländischem Akzent. Jan-Niklas aus dem Münsterland versteht die Aufregung dagegen nicht: „Wir machen nicht so einen Aufstand, wenn unser Bürgermeister auf dem Trecker an uns vorbei fährt.“ Auf das Foto mit Elbers will er trotzdem.
Der OB begleitet eine Doppelstreife von Polizei und Ordnungsamt auf ihrem Rundgang durch die Altstadt. „Ich will mir ein Bild von der täglichen Arbeit der Polizei und der Mitarbeiter des Ordnungsamts machen“, sagt er. Und sieht, wie sich auf der Bolkerstraße ein Rettungswagen durch den Verkehr quält. Deutlich enger noch geht es in der Schneider-Wibbel-Gasse zu, für Rettungskräfte gäbe es kaum ein Durchkommen, die WZ berichtete. „Wenn hier einer umfällt, den bekommt man ja nie wieder raus, Herr Zimmermann“, wendet sich Elbers an den Leiter des Ordnungsamtes. Der wehrt ab: „So schlimm ist es nicht. Aber es ist eine Stelle, die dauerhaft zu kontrollieren ist“, räumt er ein.
Fragt man die Wirte nach der Zusammenarbeit mit dem OSD, hört man überwiegend positive Aussagen. Ein Wirt gibt aber auch zu, dass er sich aus Angst nicht öffentlich negativ über Stadt und OSD äußern würde. „Da gäbe es viel zu erzählen. Aber die Stadt ist eben die Stadt, und mit der legt man sich besser nicht an.“
Weiter geht die Tour zu den Freitreppen. Gerade in langen Sommernächten gibt es hier immer wieder Ärger mit betrunkenen Pöblern. „Aber jetzt ist es hier relativ friedlich“, stellt Elbers fest. WZ-Fotograf Jürgen Dehniger sieht das anders: Fast zeitgleich wird er abgedrängt, muss zeitweise um Ausrüstung und Gesundheit fürchten. Ein stark angetrunkener junger Mann fühlt sich vom Fotografen belästigt, will selber die Bilder löschen. Davon kriegt der Tross aus Sicherheitsbeamten zunächst nichts mit — er schart sich um den OB. Erst nach einigen langen Minuten wird unter dem Gejohle der Menge eingegriffen. Zurück auf der Bolkerstraße, wird es dann noch einmal unangenehm für den OB.
Eine Studentin spricht ihn mit sehr deutlichen Worten auf die ihrer Meinung nach verfehlte Wohnungspolitik der Stadt an. Elbers kontert. „Ich hatte als Student auch nur ein Zimmer, musste kellnern, um durchzukommen.“ Sein Argument, die Stadt baue in allen Bereichen, kann die junge Frau nicht überzeugen. Beide werden an diesem Abend wohl keine Freunde mehr. Elbers Fazit: „Es ist weder alles eitel Sonnenschein, noch ist alles schlimm. Aber man darf dabei eines nicht vergessen: Düsseldorf ist auch kein Luftkurort.“