Der ÖPNV der Zukunft Erster automatisierter Linienbus Deutschlands startet in Monheim
Monheim · Ab Aschermittwoch bringen die fahrerlosen E-Busse der Linie A01 Passagiere in die Altstadt. Wir sind schon mal testweise mitgefahren.
Zwei Frauen sitzen auf einer Bank am Monheimer Busbahnhof, als der kleine weiße Bus der neuen Linie A01 mit einem leisen Surren vorbeizieht. „Da kannste ja besser zu Fuß gehen, da biste schneller“, sagt die eine. Die andere schüttelt den Kopf: „Was sie sich dabei gedacht haben ...“ Zwei, die ihr diese Frage beantworten könnten, sitzen an diesem Mittwoch in der elektrischen Gondel: Bürgermeister Daniel Zimmermann (PETO) und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU). Es ist die offizielle Testfahrt des ersten automatisierten Linienbusses der Republik.
Am Aschermittwoch, 26. Februar, soll die Linie A01 in Betrieb gehen und Passagiere vom Busbahnhof in die historische Altstadt bringen. In der Tat gemächlich: Bei 16 km/h sind die fünf Fahrzeuge strikt abgeriegelt. Aber sie fahren elektrisch und weitestgehend autonom. In den Augen von Minister Wüst wird da im beschaulichen 44 000-Einwohner-Rheinstädtchen ein enormer Schritt Richtung Verkehr der Zukunft unternommen. Und eben das ist es, was man sich dabei gedacht hatte.
Ein SUV überholt, der Bus bremst selbstständig – und zackig
Im Inneren des Büsschens sind sechs Sitze, drei auf jeder Seite. Vier weitere Passagiere dürfen stehen. Nur nicht auf dem blauen Kreis, der auf dem Boden den Bereich für den „Operator“ markiert. Es sind umgeschulte Busfahrer wie Mohamed Arrami, der jetzt mit einer Steuerungskonsole in der Hand an Bord ist, während eine Klingel ertönt, die Türen schließen und das Fahrzeug langsam und lautlos anrollt – völlig selbstständig. Warum es die menschliche Kontrolle noch braucht, zeigt sich schon etwa 50 Meter hinter dem Busbahnhof: Ein Getränke-Lkw wird entladen und blockiert die Fahrbahn. Der Bus bleibt stehen – von seinem eingespeicherten Linienweg, den er bei Vermessungsfahrten genau gelernt hat, kann und darf er nicht abweichen.
Arrami muss auf manuellen Betrieb umschalten und sein Gefährt mit dem Joystick um den Lastwagen herum manövrieren. Er ist seit Monaten im Testbetrieb mit den kleinen Bussen unterwegs. „Ich habe noch nicht eine negative Erfahrung gemacht“, sagt er. „Ich vertraue dem Fahrzeug vollkommen.“ Wie schnell dieses reagiert, zeigt sich bei einer zweiten Testrunde, als ein ungeduldiger Autofahrer im weißen SUV vorbeizieht und vor dem Bus einschert – für ihn ein unvorhergesehenes Hindernis, das zur Vollbremsung führt. Und was für eine. Kein Wunder, dass für die sitzenden Fahrgäste trotz des geringen Tempos Gurtpflicht herrscht.
Wüst kann sich noch gut an den ersten Brief des Monheimer Bürgermeisters vor mehr als zwei Jahren erinnern, als dieser Unterstützung für das Pionierprojekt suchte. Daniel Zimmermann bekam sie: Von den 2,1 Millionen Euro, die die fünf automatisierten Busse kosteten – jeder einzelne von ihnen so viel wie ein großer Gelenkbus –, übernahm das Land 90 Prozent. Die Stadt gab allerdings zusätzlich 300 000 Euro an Entwicklungskosten aus.
Mobilität müsse „besser und sauberer werden – und möglichst auch noch sicherer“, sagte der Verkehrsminister beim Ortstermin. Das autonome Fahren sei entscheidend für die Verkehrswende, weil perspektivisch nur ohne die hohen Personalkosten ÖPNV bis in jeden Winkel Nordrhein-Westfalens angeboten werden könne. Wüst: „Wir wollen neue Dinge nicht nur erforschen und entwickeln. Wir wollen in die Anwendung.“ Er dankte Zimmermann für dessen Engagement, bei dem dieser doch wisse, man werde ihm jetzt jeden Aussetzer der Technik „aufs Brot schmieren“. „Für uns ist der automatisierte Bus kein Selbstzweck“, machte Zimmermann aber auch deutlich: Große Linienbusse passten weder durch den Schelmenturm, das Tor zur Altstadt, noch reiche die Auslastung dafür. Bisher habe man Taxis als Busersatz eingesetzt – mit mäßiger Resonanz. Der A01 soll es jetzt richten.