„Freedom is a Dancer“ im Jungen Schauspiel Freiheit für die Imagination

Düsseldorf · Das Tanz- und Theaterspektakel „Freedom is a Dancer“ kommt am 4. Mai im Jungen Schauspiel heraus. Nir de Volff erabeitet es mit den Mitwirkenden.

Choreograf Nir de Volff erarbeitet in Düsseldof die Produktion „Freedom is a Dancer“.

Foto: Barbara Dietl

Wie tanzt man Freiheit? Das ist eine Frage, die Nir de Volff beschäftigt. Mit seinem Team aus fünf Schauspielern und Schauspielerinnen und zwei Tänzern erforscht der Regisseur und Choreograf momentan dieses weite Feld – „mit dem Körper“. Denn die Produktion am Jungen Schauspielhaus, die am 4. Mai ihre Uraufführung erlebt, verspricht „ein besonderes Bühnenerlebnis“ zu werden, so die Ankündigung, bei dem Text, Handlung und Bewegung während der Proben erst entwickelt werden.

Was bedeutet Freiheit? Dass du tun kannst, was du willst? Haben alle ein Recht auf Freiheit? Besteht deine Freiheit weiter, auch wenn du meine respektierst? So lauten die Fragen.

Und auch das Publikum wird bei den Aufführungen beteiligt sein: Es kann mit auf die Bühne, Requisiten und Kostüme benutzen und sich selbst befragen, persönlich oder kollektiv. „Es soll bei den Aufführungen 100-prozentige Freiheit geben, Freiheit für die Imagination“, verspricht der israelische Choreograf. Aber man müsse nicht mitmachen, es gebe keine Regeln.

Für das junge Ensemble ist die Arbeitsweise von Nir de Volff herausfordernd: Die Akteure bekommen zunächst keinen Text, keine Rolle, kein Konzept. „Wir entwickeln momentan alles gemeinsam“, sagt der Israeli, der schon seit 25 Jahren in Europa lebt: „Ich gebe die Richtung vor, aber sie müssen den Weg selbst suchen und finden.“ Das sei manchmal schwierig für sein Darstellerteam. Manchmal werde tagelang diskutiert. „Wir machen eine Reise vom Dunkel in die Klarheit“, sagt de Volff. Auch auf der Bühne sei es anfangs dunkel, dann werde es Licht, „wie in der Bibel“.

De Volff wurde in Tel Aviv geboren und machte seine Tanzausbildung von 1991 bis 1994 an der Bat Dor Hochschule in Tel Aviv. Zunächst arbeitete er in seiner Heimat, hatte Engagements bei verschiedenen Kompanien in Tel Aviv und bei der israelischen Gastspielreise von Pina Bauschs Stück „Victor“. Durch eine Künstlerresidenz kam er im Jahr 2000 nach Amsterdam. Natürlich habe Pina Bausch ihn künstlerisch beeinflusst: „Wir sind alles Menschen auf der Bühne – und von daher sind wir alle Kinder von Pina Bausch“, sagt de Volff, der seine Basis in Berlin hat und an der Schaubühne, am Maxi-Gorki-Theater und am Hamburger Thalia Theater gearbeitet hat.

De Volff arbeitet schon zum zweiten Mal in Düsseldorf

Mit Produktionen, die er mit seiner Kompanie Total Brutal entwickelt, tourt er auf der ganzen Welt. Er sucht das, was alle Menschen vereint. Wie man Freiheit tanze, das erforsche er mit dem Körper. Der Atem befreie den Körper von allem Druck, von allem Stress. Er vereine uns, unabhängig von unserem Intellekt, unseren Gefühlen, unseren Traumata. So hat der Choreograf die Bewegungstechnik BBM („Breathing Bodies Movement“) entwickelt, die er unterrichtet. Sie fokussiert sich auf den Atem, der die Bewegungen des Körpers mit dem emotionalen Gefüge in Einklang bringen kann. De Volff arbeitet schon zum zweiten Mal in Düsseldorf. Am Schauspielhaus schuf er für „Peer Gynt“ unter Bernadette Sonnenbichler die Choreografie. „Ich liebe Düsseldorf“, sagt er. Die Stadt sei schön, interessant, divers und habe sich sehr entwickelt, auch dank der Flüchtlinge, die hier leben – in Freiheit.

Gerade in diesen Zeiten sei es wichtig, über Freiheit nachzudenken. „Wir sehen ja, was in Europa und der ganzen Welt passiert, wie Freiheit immer mehr beschnitten wird“, sagt Nir de Volff und verweist auf die Einschränkungen, denen sich etwa die LGTBQ+-Gemeinde immer mehr ausgesetzt sieht, zum Beispiel in Ungarn. Und auch die Zeit der Pandemie habe uns gelehrt, Freiheit zu schätzen, wenn Regierungen auf einmal die Kontrolle über das Leben übernehmen. Auch die jungen Leute, die sich viel im virtuellen Raum bewegen, seien nicht frei, überall online würden sie getrackt, nennt der Regisseur einige Denkanstöße.

Das jugendliche Publikum dürfe sich bei „Freedom is a Dancer“ frei fühlen, Dinge ausprobieren und dabei über die philosophischen Fragen rund um das Thema nachdenken. Es bekommt Fragen an die Hand, etwa, an welchem Ort man sich frei fühlt, mit welcher Person? „Das Thema ist zwar ernst, aber es gibt in dem Stück ganz viele humorige Momente“, verspricht der Regisseur. Leicht, lustig und frei – das solle „Freedom is a Dancer“ sein.

(mey w.g.)