Brandanschlag Wie sich der Konflikt um den Hambacher Forst immer weiter zuspitzt
Kerpen · Bei einem Partnerunternehmen des Energiekonzerns RWE geht ein Kran in Flammen auf. Unterdessen wird ein Kundgebungsort für eine geplante Großdemo gesucht: 20.000 Leute werden am Samstag erwartet.
Kurz vor der heftig umstrittenen Rodung im Hambacher Forst für die Braunkohle spitzt sich der Konflikt zu. Nach einem Brandanschlag auf eine Kranfirma und einen Brand bei einem Maschinen-Verleiher ermittelt der Staatsschutz. Zwei Tage vor der geplanten Großdemonstration gegen die Rodungen im Hambacher Forst suchen die Organisatoren noch einen Kundgebungsort.
Nach dem Brandanschlag am frühen Donnerstagmorgen auf eine Düsseldorfer Kranfirma prüft der Staatsschutz laut Polizei eine mögliche Verbindung zum Streit um den Hambacher Forst. Die Firma hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen für die Räumarbeiten im Hambacher Forst Maschinen bereitgestellt. Die „Bild“ hatte zuvor berichtet.
Der Brand entstand den Ermittlern zufolge an einem Autokran. Die Polizei fand am Tatort mehrere selbstgebaute Brandvorrichtungen. Sie ging von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Demnach prüfen die Ermittler die Echtheit eines Bekennerschreibens im Internet, in dem sich Unbekannte zu der Tat bekennen und einen Zusammenhang mit den geplanten Rodungen herstellen.
„Richtig ist, dass wir ein langjähriger Partner von RWE sind und zu dieser Partnerschaft stehen. Unsere Unterstützungsleistung bei den Räumungsarbeiten hatten wir schon vor einigen Tagen vereinbarungsgemäß beendet“, schrieb das Unternehmen auf seiner Internetseite.
In einem anderen Fall hatte bereits ein Maschinen-Verleiher, der etwa Beleuchtungstürme für die Arbeiten im Hambacher Forst geliefert hatte, nach einem Brand in seiner Niederlassung in Willich seine Geräte zurückgezogen. Das Unternehmen schrieb in einer Erklärung auf der Internetseite auch von Bedrohung seines Personals, Beschmierung von Gebäuden und Beschädigung von Firmeneigentum: „Die Sicherheit der Mitarbeiter wird ernsthaft gefährdet.“ Die Brandursache in dem Fall sei aber noch nicht geklärt, sagte eine Polizeisprecherin.
„Dass Unternehmen, die für RWE arbeiten, bedroht und Opfer von Angriffen werden, widerspricht jeglicher Deeskalation“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der „Rheinischen Post“. „Solche Anschläge haben für mich nichts mehr mit friedlichem Protest zu tun. Das sind Kriminelle, und sie werden auch so behandelt.“
Für die geplante Protestkundgebung von Umweltverbänden gegen die Rodungen wollen weder der Energiekonzern RWE, der Eigentümer der Waldflächen ist, noch lokale Landwirte Flächen zur Verfügung stellen, sagte BUND-Sprecher Dirk Jansen. Zu dem Protest am Samstag werden über 20 000 Teilnehmer erwartet.
„So oder so wird sich eine ziemlich große Karawane von Menschen am Samstag Richtung Hambacher Wald bewegen. Da ist es doch besser, wir bieten denen eine zentrale Kundgebung an als wenn die die ganze Gegend fluten“, sagte der BUND-Sprecher. Nachdem auch Landwirte keine Äcker bereitstellen wollten, hätten die Verbände die Trasse der alten Autobahn 4 direkt am Hambacher Forst vorgeschlagen. Dies sei öffentliches Gelände.
RWE sei in die Abstimmung der Behörden und Kommunen nicht eingebunden, „aber wir versuchen, an einer Lösung mitzuwirken“, sagte ein RWE-Sprecher, ohne weitere Details zu nennen.
Nach der Räumung des letzten Baumhauses im Hambacher Forst hat die Polizei nach eigenen Angaben die Einsatzkräfte in dem Waldstück am Braunkohletagebau stark zurückgefahren. Die verbliebenen Polizisten würden zum Schutz des RWE-Personals eingesetzt. Der Forst wird laut RWE mit einem Graben sowie Seil und Flatterband umfriedet.
RWE teilte nicht mit, wann das Unternehmen mit den Rodungen beginnen wollte. Der Konzern hatte wegen einer noch ausstehenden Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster eine Stillhaltezusage bis zum 14. Oktober abgegeben.