Internationaler Kokainhandel Im Auftrag der Mafia Drogen geschmuggelt? - Prozess beginnt
Düsseldorf · Mehr als 1.000 Polizisten waren 2023 europaweit gegen den Kokainhandel im Einsatz. Nun beginnt der Prozess gegen acht Verdächtige. Der Staatsanwalt schätzt bereits das Strafmaß.
Fünf Männer und drei Frauen, die im Auftrag der italienischen Mafia den Schmuggel von fast 900 Kilogramm Kokain organisiert haben sollen, müssen sich vor Gericht verantworten. Der Prozess startete mit der Verlesung der Anklage im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Weil der Schwurgerichtssaal in Wuppertal renoviert wird, wurde nach Düsseldorf ausgewichen.
Die deutschen Angeklagten sind 36 bis 64 Jahre alt. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandel oder Beihilfe dazu vorgeworfen. Als Hauptbeschuldigter gilt ein 64-Jähriger aus Hattingen. Ihm wird Drogenhandel vorgeworfen, mit dem er 2,2 Millionen Euro eingenommen haben soll. Den Mitangeklagten wird Beihilfe dazu vorgeworfen. Die acht Verdächtigen kommen aus Hattingen, Dortmund, Wuppertal, Remscheid und Castrop-Rauxel.
Der Staatsanwalt schätzte das Strafmaß für den Fall eines vollständigen Geständnisses für den Hauptangeklagten auf etwa zwölf Jahre. Für die restlichen Angeklagten würde demnach das Strafmaß zwischen vier und zehn Jahren variieren.
Mehr als 50 Kurierfahrten im Auftrag der Mafia
Die Angeklagten sollen mit wechselnder Beteiligung Verstecke in Autos eingebaut und jeweils mit Kokain im zweistelligen Kilogramm-Bereich mehr als 50 Kurierfahrten unternommen haben - alles im Auftrag der italienischen Mafia-Gruppierung 'Ndrangheta. Ein Verfahren gegen drei mutmaßliche Mafiosi wird gesondert in Dortmund geführt.
'Ndrangheta hat nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes eine dominante Stellung auf dem europäischen Kokain-Markt. Die Mafia-Gruppierung gilt als gefährlicher als die sizilianische Cosa Nostra oder die Camorra aus Neapel.
Die Anklage fußt auf mehrjährigen Ermittlungen und einer Großrazzia gegen den Kokainhandel im Mai 2023. 500 Polizisten hatten in NRW 51 Objekte durchsucht. Europaweit waren mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz. Das Kokain soll aus Südamerika über Überseehäfen in den Niederlanden nach Europa gebracht und dort mit präparierten Autos nach Italien geschmuggelt worden sein.
Der Prozess soll am 10. Februar fortgeführt werden.
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