Sprechstunde in Tönisvorst Ingenieurin gibt Zimmerpflanzentipps
Tönisvorst · Tönisvorst wird grüner. Zumindest in den Wohnungen. Die Agraringenieurin Fereshte Azizi gibt jeden Mittwoch im Büro der Grünen am St. Töniser Rathausplatz kostenfreie Tipps, wie Zimmerpflanzen gedeihen.
Die Drachenpflanze, eine Dracaena, die auf dem Tisch im Büro der Grünen am Rathausplatz 4 in St. Tönis steht, sieht nicht wirklich kerngesund aus. Im unteren Bereich sind einige gelbe Blätter zu sehen. „Soll ich diese Blätter abschneiden?“ Die Frage von Britta Rohr löst ein energisches Kopfschütteln bei Fereshte Azizi aus. „Nein, auf keinen Fall. Die gelben Blätter sehen zwar nicht schön aus, aber es ist besser, wenn man wartet, bis die Blätter von allein abfallen“, sagt Azizi. Die Erklärung der Agraringenieurin folgt direkt: Werden die Blätter abgeschnitten, sorgt man für eine Wunde am Stamm, in die Bakterien gelangen können, die die Pflanze schwächen. Der Stamm wird auf Dauer dünner. Stößt die Pflanze die Blätter hingegen von allein ab, ist dies nicht der Fall.
Gelbe Blätter können auf Düngermangel hinweisen
Warum es zu den gelben Blättern gekommen ist, erklärt die Fachfrau direkt. In diesem Fall ist es ein Düngermangel. „Die Dracaena braucht vom Frühling bis in den Sommer regelmäßige Düngergaben. Im Winter allerdings nicht. Zudem ist sie zu wenig gegossen worden“, kann Azizi am Zustand der Pflanze ablesen. Für die Zimmerpflanze von Rohr, der Vorsitzenden des Ortsverbands der Grünen Tönisvorst, hat die Pflanzendoktorin noch weitere Tipps in petto. Aber nicht nur Rohr kann vom Fachwissen der Agraringenieurin profitieren. Im Büro der Grünen in St. Tönis ist eine Premiere angelaufen. Jeden Mittwoch gibt es von 10 bis 12 Uhr Tipps und Pflegehinweise für Zimmerpflanzen – und das kostenfrei.
„Zimmerpflanzen erfahren wieder einen Aufschwung. Oft gedeihen die Pflanzen allerdings nicht wunschgemäß. Das brachte uns auf die Idee einer Pflanzensprechstunde, wobei wir mit Fereshte Azizi eine Fachfrau in den eigenen Reihen haben“, sagt Rohr. Die Idee der Pflanzensprechstunde war geboren und wurde jetzt erstmalig umgesetzt.
Rohr selbst hatte ihre Drachenpflanze im Gepäck, die sie wiederum geschenkt bekommen hat. Dass es gerade die vielen kleinen Stellschrauben sind, an denen man nur ein wenig drehen muss, um gesunde Zimmerpflanzen zu erhalten, machte Azizi deutlich. Es fängt schon beim richtigen Gießen an. Zimmerpflanzen mögen auf Raumtemperatur temperiertes Wasser. Dafür muss niemand mit warmem Wasser agieren. „Einfach eine Gießkanne befüllen und zwei Stunden oder besser noch über Nacht stehen lassen und dann erst gießen“, lautet der Tipp von Azizi.
Dabei sollte nicht über die Blätter gegossen werden. Vielmehr sollte das Wasser der Pflanze von unten zugeführt werden. Gut ist es auch, wenn der Pflanzentopf auf einer Schale steht und das Wasser von dort gegeben wird. Dazu gibt es unkomplizierte Tricks, wenn man in den Urlaub fährt. „Einfach einige Steine in die Schale legen, den Pflanztopf darauf stellen und Wasser dazugeben. Das hält für etliche Tage. Wir sprechen davon, dass man seiner Pflanze eine Insel baut“, sagt Azizi.
Eine weitere Möglichkeit ist eine Kunststoffflasche. In deren Deckel ein kleines Loch bohren, mit Wasser befüllen und schräg in die Erde setzen. So setzt eine Tröpfchenbewässerung ein. Wer sich unsicher ist, ob der Pflanztopf als solcher genügend durchfeuchtet ist, der kann mit einem Holzstäbchen Abhilfe schaffen. Einfach in die Erde stecken und schauen, ob etwas Erde kleben bleibt. Ist das der Fall, ist ausreichend gegossen. Zu viel Wasser lässt Erde klumpen, und der Sauerstoff in der Erde geht verloren.
Der Standort spielt eine weitere große Rolle, damit sich Zimmerpflanzen wohlfühlen. Die einen brauchen mehr Licht, die anderen weniger. Entsprechend ans Fenster stellen oder etwas weiter weg. Wichtig ist es auch, die Pflanzen regelmäßig zu drehen. Die Topfgröße muss passen, und es gilt auch, in der richtigen Tiefe einzutopfen. Die Wurzeln müssen unter der Erde liegen.
Bei einem Schädlingsbefall ist die erste Maßnahme: Pflanze separieren. „Man muss nicht immer zur Chemiekeule greifen. Es geht auch anders“, weiß die Agraringenieurin. Wollläusen kann beispielsweise mit einem Spülmittel zu Leibe gerückt werden. Zwei Teelöffel Spüli werden mit einem Liter Wasser versetzt. Die Lösung wird mit einem weichen Tuch auf die Blätter aufgetragen. An drei aufeinander folgenden Tagen wiederholen, zwei Wochen warten und eine Kontrolle durchführen. In Sachen Staubwischen von Blättern tut indes ein Schwämmchen gute Dienste.