Schüleraustausch in Anrath Jugendlichen aus den USA fehlen die Eiswürfel
Anrath · Zwölf Schülerinnen und Schüler aus den USA besuchten im Austausch das Lise-Meitner-Gymnasium. Wir haben mit ihnen gesprochen und gefragt: Was war anders in Deutschland, was hat gefallen, was haben sie vermisst?
Im vergangenen Jahr waren sie in Amerika, nun läuft gerade der Gegenbesuch. Die Rede ist vom Schüleraustausch am Lise-Meitner-Gymnasium. Im Rahmen des GAPP Austausches reisten zwölf Zehntklässler des Anrather Gymnasiums für drei Wochen nach South Bend, zur dortigen Partnerschule Riley Highschool. Nun sind zwölf amerikanische Schülerinnen und Schüler für drei Wochen zu Gast in Anrath, um das Land kennenzulernen.
Um die Sprache geht es weniger, denn „an unserer Highschool bieten wir zwar Deutsch als Unterrichtsfach an, aber es wird wenig nachgefragt“, sagt Melody Golubski. Die betreuende Lehrerin, die den GAPP-Austausch, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, von Anfang an begleitet, ist zum zweiten Mal vor Ort. „Die mitreisenden Lehrer werden immer ausgetauscht, daher war ich noch nicht öfter hier“, sagt Golubski, die die Schüler der Stufen zehn, elf und zwölf zusammen mit Nicholas Steinhiser begleitet. Für den jungen Kollegen ist es dabei die erste Reise nach Deutschland. Das gilt auch für alle zwölf Schüler.
Generell war Europa noch nicht das Ziel. Lediglich ein Schüler war zuvor in Großbritannien. „Das Leben hier ist schon ganz anders als in Amerika. Bei uns ist alles größer und alles liegt viel weiter voneinander entfernt. Hier kann man vieles zu Fuß, mit dem Rad oder dem Bus erreichen. Das ist bei uns weniger der Fall“, sagt Owen. Was den 18-Jährigen begeistert, ist die Offenheit, auf die er überall treffe. Der gleichaltrigen Evie gefällt es ebenfalls gut. Sie vermisst nur die Eiswürfel in den Getränken, die es in ihrer Heimat überall dazu gibt und das in Mengen. „Die Schüler bewegen sich hier viel freier. Zuhause wollen unsere Eltern immer genau wissen, wo wir sind und was wir machen. In Deutschland trifft man sich einfach und unternimmt gemeinsam etwas mit Gleichaltrigen“, sagt sie. In Sachen Unterricht staunen die amerikanischen Schüler darüber, dass es jeden Tag so viele unterschiedliche Fächer gibt und auch so viele Fremdsprachen dazu gehören.
Das sei an ihrer Highschool nicht der Fall. Überhaupt könne dort die gesamte Schulzeit verlebt werden, ohne dass auch nur eine Fremdsprache gelernt werden muss. Dass man in Deutschland erst mit 18 Jahren selbstständig Autofahren darf befremdet indes etwas. „Mit 15 Jahren dürfen wir schon zusammen mit einem Elternteil fahren. Ab 16 Jahren dann alleine“, sagt die 17-jährige
Anne.
Die Gymnasiasten finden es gut jetzt, Gastgeber zu sein. „Es macht Spaß, das eigene Land vorzustellen nachdem wir bereits Amerika kennengelernt haben“, sagt Johanna. Sprachprobleme gibt es dabei nicht. „Es wird halt komplett englisch geredet. Das klappt gut und wenn ich mal ein Wort nicht weiß, umschreibe ich es einfach“, bemerkt Timur. Die beiden begleitenden Lehrer des Lise-Meitner-Gymnasiums, Saskia Welter und Jens Jüttner, sind nicht minder begeistert als ihre Schüler und hoffen, dass die Tradition des Austausches über das GAPP noch lange fortgesetzt
wird.
Bevor es am 1. Juli für die amerikanischen Schüler wieder in die Heimat geht, ist noch jede Menge Programm angesagt. Darunter geht es unter anderem nach Köln und zur Burg Satzvey. Die Gäste haben derweil selber Programm mitgebracht.
„Sie haben daheim Powerpoint-Präsentationen zu verschiedenen Themen gestaltet, angefangen vom Abschlussball über Sportarten bis hin zu einem Tag im Leben eines amerikanischen Teenagers. Diese Präsentationen können die Kollegen für ihre Klassen samt den amerikanischen Gästen buchen“, sagt Welter. Ein Angebot, das gut
ankommt.