Demo-Zug Christopher-Street-Day: 500 Menschen sorgen für ein buntes Krefeld
Krefeld · Schweigeminute für die Opfer von Solingen bei der Abschlusskundgebung auf dem Von-der-Leyen-Platz
Alles ist friedlich und bunt, als am Samstag 500 Menschen von der Fabrik Heeder durch die Stadt Richtung Von-der-Leyen-Platz ziehen. Eskortiert von zahlreichen Polizisten auf Fahrrädern und Einsatzfahrzeugen der Ordnungshüter müssen immer wieder Straßen gesperrt werden, damit die queere Bewegung ohne längere Pausen ihren Demo-Zug für Toleranz und Vielfalt in der geplanten Zeit zum Rathausplatz für die politische Kundgebung schafft. Registriert wird das von zahlreichen Passanten unter anderem auf dem Ostwall sehr entspannt. Aggressive Signale, Anfeindungen oder Sticheleien sind keine wahrzunehmen. Ganz anders, als jüngst in Bautzen und Leipzig CSD-Teilnehmer rechter Gewalt und Aggressionen ausgesetzt gewesen waren.
Ähnliche Befürchtungen gab es tatsächlich auch für den Krefelder CSD, wie Organisator Levent Sirkal während der Veranstaltung gegenüber der WZ erklärte: „Wir hatten im Vorfeld gehört, dass Leute aus der rechten Szene aus Dortmund und Essen nach Krefeld kommen wollten. Darüber haben wir die Polizei informiert“, erklärte der Vorsitzende des Vereins CCSD Krefeld. Entsprechende Beobachtungen habe er aber während des Demozugs nicht gemacht. Anders als die Polizei, die exakt 520 Teilnehmer registrierte, sprach Sirkal von deutlich mehr Menschen zumindest bei der Aufstellung an der Fabrik Heeder und im ersten Verlauf des Umzugs. Bis zu 2000 Menschen hätten sich der Demonstration angeschlossen. Mit den Angaben der Behörden deckt sich diese Zahl nicht annähernd. Tatsächlich waren im Vorfeld Hoffnungen geäußert worden, dass es bis zu 3000 Teilnehmer werden könnten.
Verbrieft ist tatsächlich, dass es sich um den mittlerweile fünften Christopher-Street-Day in Krefeld handelt. Oberbürgermeister Frank Meyer dankte deshalb den Veranstaltern für ihren Einsatz, der in den vergangenen Jahren insbesondere nach dem Auftakt und der Gründung des Vereins durch die Corona-Pandemie einen schwierigen Start erlebte. Heute allerdings, so Meyer, sei Krefeld ohne einen CSD nicht mehr vorstellbar. „Das finde ich total super. Das ist genau mein Krefeld“, sagte er und erklärte, dass es nicht nur darum ginge, möglichst schrill und bunt durch die Straßen zu ziehen. „Wir feiern hier eine Idee: Jeder soll so leben, wie er es möchte.“ Und angesichts der Vorfälle in Ostsachsen erklärte er, dass sich das friedliche Miteinander „in Krefeld „so selbstverständlich“ anfühle, für die Toleranz aber auch hier Flagge gezeigt werden müsse. „Auch in Krefeld ist nicht immer alles gut.“ Ohne konkrete Beispiele zu nennen, sprach er von Diskriminierungen auf Schulhöfen beispielsweise beim Thema Homosexualität.
Während der Kundgebung auf dem Von-der-Leyen-Platz bat der OB anschließend um eine Schweigeminute anlässlich der tödlichen Angriffe in der Nacht zuvor in Solingen. Im vergangenen Jahr seien Vertreter der Stadt zur 650-Jahr-Feier nach Krefeld gekommen. Nun sei in Solingen dasselbe Stadt-Jubiläum in einem Blutbad geendet. Meinung S. 16