Afrikanische Kunst in Krefelder Schule

Der internationale Maler Sokey Edorh besuchte die Montessori-Gesamtschule. Mit den Schülern gestaltete er eigene Hungertücher.

Krefeld. Sarah von Querfurth streicht mit dem Pinsel vorsichtig die Linien der ungeheuren Flutwelle nach. Nur noch ein paar kleine Änderungen bis zur Vollendung. Entstanden ist ein etwa zwei Meter großes Leinwandgemälde, das sich mit der Japan-Katastrophe auseinandersetzt.

Erwartungsvoll blickt die 14-jährige Schülerin in die braunen Augen von Sokey Edorh, der ihr ein zufriedenes Lächeln schenkt. Edorh zählt zu den herausragenden zeitgenössischen Künstlern Westafrikas. Der Togoer malte für das Hilfswerk Misereor das Hungertuch zur diesjährigen Fastenaktion. Zwei Tage ist er in Krefeld zu Gast, am Mittwoch besuchte er die Montessori-Gesamtschule.

Mit den Schülern der neunten Klassen gestaltete Edorh eigene Hungertücher, die sich mit dem Leid auf der Welt auseinandersetzen. Bei seinem Schulbesuch wird Edorh von Catherine Rox-Dornberg begleitet. Sie ist Dolmetscherin bei Miseror und für die Vermittlung zwischen den Schülern und dem französisch sprechenden Künstler zuständig.

„Die Arbeit mit den jungen Menschen ist für mich wie die Fortsetzung meines eigenen Hungertuchs“, sagt Edorh. „Es ist schön mit jungen Menschen zu sprechen und Ideen weiterzuentwickeln.“

Interessiert schaut sich der afrikanische Künstler die Skizzen der Schüler an. Ideen, die ihm auf Anhieb gefallen, versucht er mit Körpersprache noch fortzuführen. „Vous aurez le courage“, sagt Edorh zu den jungen Künstlern, die ihn fragend ansehen. „Ihr sollt Mut haben“, übersetzt die Dolmetscherin lachend.

Den Mut haben Dana Friedrich, Jessie Campbell und Sarah von Querfurth eindeutig bewiesen. Zusammen mit Klassenkameraden haben sie zwei zueinander gehörende Leinwände bemalt. Die rechte Seite zeigt die Katastrophe in Japan mit der ungeheuren Flutwelle und den Atomkraftwerken.

„Die linke Wand spiegelt die Hoffnung wieder und die Hilfe, die wir anbieten wollen“, erklärt die 15-jährige Jessie. Zu sehen ist die Arche Noah, beladen mit erneuerbaren Energien. Edorh ist von dem Kunstwerk begeistert.

„Es ist wichtig, dass sich die Kinder mit dem Thema auseinandersetzen. Für mich als Künstler ist es auch immer einfacher, meine Gefühle in Bildern auszudrücken.“