Analyse: Böse Gerüchte um das Theater wirbeln Staub auf
Es heißt, die CDU wolle das Schauspiel schließen. Doch dahinter steckt ein gefährliches Missverständnis.
Krefeld. Vermutlich fängt alles mit einem Telefonat an. Höchstens drei Minuten lang spricht ein CDU-Kulturpolitiker mit der Theaterverwaltung. Er bittet um einige Zahlen zur Schauspiel-Sparte, statistische Munition für mögliche Debatten.
Was wäre, hatte der Mann sich gefragt, wenn man in Krefeld auf ähnlich dumme Gedanken käme wie in Wuppertal, wo das Schauspiel geschlossen werden soll?
Was, wenn die klamme Nachbarstadt Mönchengladbach das mühsam erstrittene Konzept "Theater mit Zukunft" aufkündigen sollte? Und was, wenn in den zu erwartenden Spardebatten das Theater auf die Abschussliste käme? Dann wäre es doch gut, gesicherte Fakten als Gegenargumente an der Hand zu haben.
Womit er nicht gerechnet hatte: In Zeiten wie diesen rennen Gerüchte schneller als Tatsachen. Und so kam es, dass bald getuschelt wurde, die CDU plane, die Schauspiel-Sparte dicht zu machen.
Aus dem kurzen Telefonat wurde schnurstracks ein großer "Prüfauftrag". Und in der Theater-Belegschaft, die nach langen Spar-Debatten eben erst zur Ruhe gekommen war, wuchs neue Besorgnis.
Entsprechend resolut tritt die CDU den Gerüchten entgegen, die auch über die Medien gestreut wurden. "Das ist eine Phantomdiskussion", stellt Hans-Peter Kreuzberg klar. "Ohne Schauspiel ist das Theater ein Torso."
Dem engagierten CDU-Kulturpolitiker gehen die Gerüchte auch persönlich nah. Schließlich hat er im jüngsten Streit um die Theaterfinanzen den rettenden Kompromiss mit geschmiedet. Am Konzept "Theater mit Zukunft", das dem neuen Intendanten Michael Grosse Planungssicherheit bis 2015 gibt, hat er ebenfalls mitgearbeitet. "Die CDU steht voll und ganz zum Theater", sagt Kreuzberg.
Auch Kulturdezernent Roland Schneider (SPD) glaubt nicht, dass die CDU Spartenschließungen erwägt. Schon die Idee findet er "unverantwortlich": "Den Krefeldern tingelnde Vagantenbühnen mit alternden Fernsehstars anzubieten - dafür müsste man sich doch schämen."
Generalintendant Jens Pesel hält die Gerüchte für "eine verspätete Karnevals-Narretei aus Absurdistan". Und wird gleich wieder ernst: "So eine Amputation würde das Theater nicht überleben." Gerade im Schauspiel sei die Identifikation hoch: "Die Leute wollen ihre Schauspieler sehen - nicht irgendwelche."
Pesels Nachfolger misst dem Getuschel keine Bedeutung bei: "Schließungen sind kein Thema. Die Entscheidungen laufen in eine andere Richtung."
Michael Grosse weiß, dass er, was dieses Thema betrifft, ruhig schlafen kann. Er wird ein Haus übernehmen, das als konkurrenzlos günstig gilt - der notorisch kritische Bund der Steuerzahler hat das eben erst bestätigt.