Ausbrecher: Kritik an der Suchaktion wächst

Gefängnisleitung muss sich Fehler vorwerfen lassen und verschärft jetzt die Regeln.

Krefeld. Wie kommt ein Häftling unbemerkt in den Innenhof des Gefängnisses? Wie schafft es ein Fluchthelfer am frühen Abend mit einer Leiter auf den Gerichtsparkplatz und kann diese ans Gefängnis stellen, ohne dass jemand etwas sieht? Auch nach der neuerlichen Stellungnahme von NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) bleiben viele Fragen zur Flucht von Rahim Direkci aus der Untersuchungshaft an der Nordstraße unbeantwortet.

Ihre Darstellung, dass der 38-Jährige am 12.Oktober mit Hilfe eines Seils die 5,50 Meter hohe Außenmauer erklommen haben soll, klang zwar nach einer Neuigkeit. Neu war die Feststellung aber nicht: Schon am Tag nach der Flucht des Häftlings waren die Spuren gesichert worden, die Ermittler verweigerten aber - getreu der bisherigen Linie - Angaben zu derartigen Erkenntnissen. Für Ralf Jäger, SPD-Vertreter im Rechtsausschuss des Landtags, steht die Ministerin in der Verantwortung. Seiner Ansicht nach gab es entscheidende Fehler direkt nach dem Ausbruch.

Mindestens vier Stunden lang, vermutlich noch länger, ist amateurhaft gesucht worden", sagte er im Gespräch mit der WZ. Viel zu spät habe die Gefängnisleitung dann die Polizei alarmiert. Die ließ man offenbar im Glauben, Direkci müsse sich noch im Gefängnis aufhalten, man brauche lediglich Unterstützung bei der Suche im Haus - weshalb sich die Ermittler Zeit ließen und erst nach gut 40Minuten zur Nordstraße fuhren.

Die Kritik der Ministerin, dass eine "Stacheldraht-Kommission" der Vorgängerregierung zwischen Februar 1996 und September1997 in allen Anstalten des Landes "so viel Stacheldraht wie möglich" habe entfernen lassen, trifft auf Krefeld nicht zu. Wie Ministeriumssprecher Ralph Neubauer gegenüber der WZ bestätigte, gab es am hiesigen Gefängnis keine derartige Sicherung. Wie berichtet, hatte Müller-Piepenkötter die Installation von Nato-Draht an der gesamten Außenmauer angeordnet. Der mit Widerhaken versehene Draht wird innen am Kopf der Mauer angebracht.

Bereits in der Woche nach dem Ausbruch waren die so genannten Umschlussregelungen verschärft worden. Seither werden Insassen, die im Rahmen dieser "Freizeitmaßnahme" bei einem Mithäftling eingeschlossen werden, nur noch nacheinander aus ihren Zellen geführt und in der anderen eingeschlossen. Bis dahin geschah dies auch parallel.