Baudezernent Thomas Visser: Masterplan ist nicht das Gelbe vom Ei
Dezernent Thomas Visser bricht eine Lanze für den Stadtumbau West und einen neuen Flächennutzungs- plan.
Krefeld. Die aufflammende Diskussion über einen Masterplan für Krefeld lässt Thomas Visser kalt. "Eine solches Planwerk ist nicht das Gelbe vom Ei", sagt Krefelds Baudezernent lakonisch. Zumal es unter dem Titel "Stadtumbau West" längst ein umfangreiches städtebauliches Entwicklungskonzept gibt, das über 260 Seiten umfasst. Es ist innerhalb von zwei Jahren in Zusammenarbeit mit einem Beratungs- und einem Planungsbüro entstanden, unter Mitwirkung zahlreicher Bürger und gesellschaftlicher Gruppen.
"Ich habe die Sorge, dass bei der Diskussion über einen Masterplan dann erst einmal im Hinblick auf den Stadtumbau West gar nichts mehr passiert", sagt Visser. Er erinnert an die verschiedenen Planungskonzepte der vergangenen Jahrzehnte: an das Entwicklungskonzept zum Rahmenplan Innenstadt des bekannten Stadtplaners Prof. Klaus Humpert, an das kommunale integrierte Handlungskonzept für die Innenstadt, das "Persönlichkeitsbild der Krefelder Innenstadt" sowie das "Integrative zentren-unterstützende Planungsprogramm". Und an das unsägliche Thema: "Neuer Flächennutzungsplan".
Der alte und bis heute gültige wurde am 24. Juli 1974 vom Rat der Stadt Krefeld verabschiedet. Inzwischen habe laut Visser die tatsächliche Entwicklung deutlich gemacht, dass umfangreiche Korrekturen und neue Überlegungen über die Struktur des städtischen Gesamtraumes erforderlich sind.
Die Defizite des bisherigen Flächennutzungsplanes lägen vor allem in seinen veralteten Plangrundlagen und der Diskrepanz zwischen den Planungszielen der späteren 60er Jahre und den heutigen Vorstellungen. Neue städtebauliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Ansprüche und Entwicklungen, verstärkte oder verminderte Bedürfnisse hätten den derzeitigen Flächennutzungsplan ebenso überholt wie neue Anforderungen.
Aus diesem Grund hatte der Rat bereits 1999 der Verwaltung den Auftrag erteilt, den Entwurf eines neuen Flächennutzungsplanes zu erarbeiten. "Das ist zwar längst geschehen, verabschiedet worden ist er aber bis heute nicht", berichtet Visser.
Die Koalition hatte in der letzten Legislaturperiode die Offenlegung gestoppt. Vor allem die FDP forderte zunächst einen Generalverkehrsplan (GVP), weil es zwischen CDU und FDP unterschiedliche Meinungen zum Verlauf der Süd-West-Umgehung Fischeln gab. Die Folge: Obwohl die FDP nach einer bald einjährigen Diskussion wegen mangelnder Gelder ihre Forderung nach einem GVP zurückzog, wollte sich niemand mehr vor der Kommunalwahl im vergangenen Jahr mit dem Thema auseinander setzen.
Oberbürgermeister Gregor Kathstede, der zunächst rein informativ den Kontakt zu dem Stadtplaner und Architekten Albert Speer gesucht hat, wünscht sich von einem Masterplan eine Antwort auf die Frage, wo Krefeld in 30 Jahren stehen will.
"Mit diesem Wunsch des Oberbürgermeister bin ich völlig d’accord", betont Visser. Wenn man eine solch gesamtstädtische Handlungsanweisung als Klammer für den Stadtumbau West verstehen und den neuen Flächennutzungsplan mit einbinden würde, könnte sich der Baudezernent einen Masterplan "sehr gut vorstellen". Vorausgesetzt: "Die im Rahmen von Stadtumbau West beschlossenen Maßnahmen werden wie beschlossen innerhalb des gesetzten Zeitrahmens umgesetzt."