Aus den Vereinen „Heimat ist nicht nur ein Ort“
Archäologin Julia Obladen-Kauder ist neue Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde.
Julia Obladen-Kauder kann sich noch genau daran erinnern, dass das Jahrbuch „Die Heimat“ immer auf irgendeinem Tisch im Elternhaus gelegen hat. „Mein Großvater und meine Mutter waren schließlich beide langjährige Mitglieder im Verein für Heimatkunde in Krefeld, der das fingerdicke Werk herausgibt. Das hatte bei uns Tradition“, berichtet sie. Nun ist die 61-Jährige selbst die neue Vorsitzende dieses Vereins. „Die Heimat“ habe für sie jetzt noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen, erzählt sie.
Obwohl sie Archäologin ist und in Xanten arbeitet, lebt sie in Krefeld, blieb ihrer Heimatstadt immer treu. „Dabei bin ich in Xanten geboren“, erzählt Obladen-Kauder. „Doch direkt nach der Geburt kam ich nach Krefeld, denn meine Mutter war Krefelderin. Es sind nur 40 Autominuten, die zwischen den Städten liegen.“ Für die neue Vorsitzende ist „Heimat“ selbst ein schöner Begriff, aber auch viel mehr als nur das: „Es ist nicht nur ein Ort, sondern auch Geruch, Gefühl und Geschmack.“
Mit dem Einstieg in das neue Amt wartet gleich eine besondere Herausforderung auf Julia Obladen-Kauder: „Wir feiern Ende November das 100-jährige Bestehen des Vereins mit einem interessanten Abend und einem besonders dicken Jubiläumsband der ,Heimat’, der Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege.“ Organisation ist für sie aber kein Fremdwort. Und Heimat und Kultur sind schließlich genau ihre Themen.
„Als mein Vorgänger, Robert Claßen, den Vorsitz krankheitsbedingt aufgeben musste, haben er und Stefan Kronsbein, Chefredakteur des vorwiegend wissenschaftlich angelegten Jahrbuches, bei mir angefragt.“ Sie habe gleich zugestimmt, den Vorsitz zu übernehmen, sagt sie. Auch, weil alle Vorstandsmitglieder sie unterstützen und kräftig mitarbeiten möchten.
Das ist ihr wichtig, denn sie leitet in Xanten eine von vier Außenstellen des Bonner Amtes für Bodendenkmalpflege in Deutschland. Dazu gehört ein knapp 4000 Quadratmeter großes Arbeitsgebiet. Es umfasst die Kreise Kleve, Wesel und Viersen sowie die kreisfreien Städte Duisburg, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen. „Ich kann strukturieren und organisieren. Tätigkeiten, die mir auch in meinem neuen Amt zugute kommen“, glaubt sie. Selber gräbt sie aus Zeitmangel nicht mehr.
Am 4. Juli ist sie von der Mitglieder-Versammlung einstimmig gewählt worden. In ihrer neuen Tätigkeit will sie „das Rad nicht neu erfinden“. Das brauche sie auch nicht, sagt die Vorsitzende. Aber einige Dinge möchte sie gerne aufgreifen und weiterentwickeln: „Dazu gehört die vom vorletzten Vorsitzenden, Reinhard Feinendegen, in der „Heimat“ beschriebene Stadtentwicklung von Krefeld. Es geht dort um den Abriss des Krefelder Hofes und der Markthalle ebenso wie um die vorsichtige Umgestaltung der vier Wälle. Es sind Themen, die feinsinnig, mit guten Dialogen geführt wurden. Das hat er hervorragend verstanden.“ Reinhard Feinendegen habe sich stets mit Politik und Wirtschaft zusammen an einen Tisch gesetzt.
Vorsitzende will Inhalte ihres Vorgängers fortführen
Über ihren direkten Vorgänger Robert Claßen sagt Julia Obladen-Kauder: „Er hat auf zwei Schienen eingewirkt. Er führte mit Jugendlichen das grenzübergreifende Interreg-Projekt ,Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus’ durch. Außerdem hat er sich viel um Migranten gekümmert, die ihre Heimat für immer verlassen haben und nun eine neue finden müssen.“ Das sei spannend und zeitgemäß. „Diese Inhalte will ich bei meiner Arbeit als Vorsitzende fortführen.“