Flüchtlingsrat Ehrenamtliche Arbeit am Küchentisch hat ein Ende

Der Flüchtlingsrat eröffnet sein Büro- und Begegnungszentrum im Hochhaus am Bleichpfad.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ute Richter ist sichtlich froh darüber, dass „20 Jahre ehrenamtliche Arbeit am Küchentisch“ ein Ende haben. Seit Samstag ist die Geschäftsstelle des Flüchtlingsrats mit Seminarräumen im „Mississippi-Dampfer“, dem Hochhaus am Bleichpfad 15c, offiziell eröffnet. Zwischen 50 und hundert Besucher drängen sich auf den 165 Quadratmetern in insgesamt sieben Räumen, die auf zwei Etagen belegt sind.

Gekommen sind viele Partner und Freunde des Rates aus konfessionellen Kreisen, Politik, Sozialverbänden und nicht zuletzt jene, die die Vorsitzende Richter „so schnell wie möglich integrieren will“. Es sind die Menschen, die in Krefeld vor Terror, Krieg, Vertreibung, Hunger und Diskriminierung in den letzten Monaten Schutz gesucht haben.

Ute Richter spricht in einer Ansprache ihren Dank an Krefelder Firmen aus, die mit Sachspenden dafür gesorgt haben, dass die neuen Räume jetzt komplett eingerichtet sind, einschließlich der wichtigen Bürotechnik, die vom Unternehmen Evonik gespendet wurde.

Und sie sagt auch Dankeschön an die Spender, die in einer Crowdfunding-Aktion so viel gespendet haben, dass der Bürobetrieb einschließlich einer halben Stelle für ein Jahr finanziell gesichert ist. Nicht unwesentlich trägt dazu die Vorzugsmiete bei, die der Flüchtlingsrat mit Andreas Erkes als Hochhaus-Verwalter hat aushandeln können. Erkes stellt die Räumlichkeiten für eine eher symbolische Monatsmiete zur Verfügung.

Auch Oberbürgermeister Frank Meyer ist zur Eröffnung der Seminarräume am Bleichpfad gekommen. Er versichert, dass sich die Stadtverwaltung derzeit mit zusätzlichem Personal dafür einsetze, weiter privaten Wohnraum für die Neubürger zu erschließen. „Es ist unsere Strategie, die Turnhallen wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung zu stellen und die beiden Traglufthallen sind auch nicht die Lösung.“

Nicht zuletzt gelte es, neuen und erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, „damit es keinen Verdrängungswettbewerb zwischen zugezogenen und alteingesessenen Menschen mit geringem Einkommen gibt“.

In den neuen Räumlichkeiten sieht der OB „ein starkes Stück Integrationsarbeit für Krefeld“.

Wenn diese in einigen Jahren wieder geschlossen werden könnten, sei das, so Meyer, „ein Beweis für die erfolgreiche Arbeit“.

Ulla Schreiber, Bewohnerin im Hochhaus und Mitinitiatorin des neuen Flüchtlings-Zentrums, erinnert daran, dass Krefeld einst durch die Zuzüge mennonitischer Bürger zur reichsten Stadt in Deutschland wurde. Daran sollte auch in diesen Tagen angeknüpft werden. Bereits geknüpft sei ein Netzwerk mit der lokalen Wirtschaft, mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen. „Es gibt bereits eine Fülle von Projekten, die über Sprachvermittlung, Gesundheitsberatung, Vermittlung in Praktika und Berufsbildung auf eine schnelle Integration hinarbeiten.“ Alle diese Projekte würden jetzt vom Hochhaus Bleichpfad aus koordiniert und weitergeführt. Ulla Schreiber: „Eine Riesenanstrengung liegt hinter uns und hat sich gelohnt.“