Geschichte Ein Rückblick auf die Eröffnung des Affenhauses
Krefeld · Krefelds Oberbürgermeister Hansheinz Hauser eröffnete den Neubau am 29. Juni 1975. Wir dokumentieren seine Rede.
Sehr verehrter Herr Gehlen,
meine Damen und Herren,
liebe Mitbürger!
Zur Eröffnung des Affentropenhauses hier im Krefelder Zoo heiße ich Sie herzlich willkommen.
Dieses neue Haus, das ich am heutigen Morgen der Öffentlichkeit übergeben darf, ist meiner Meinung nach bestens geeignet, die stetige Aufwärtsentwicklung des Krefelder Zoos in vorzüglicher Weise unter Beweis zu stellen.
Als im Jahre 1938 der Direktor der Bürgermädchenschule und spätere Erziehungsdirektor Heinrich Janssen die Stadt Krefeld für die Idee eines Tierparks gewann, lag ihm hauptsächlich daran, der Jugend die Tierwelt unserer Heimat nahe zu bringen.
Heute, 37 Jahre später, ist der Tierpark längst über die ihm damals zugedachte Aufgabe hinausgewachsen. Aus dem Tierpark ist ein Zoo geworden. Mehr als 1250 Tiere in 360 verschiedenen Arten dokumentieren heute die Bedeutung dieser Einrichtung.
Aber, meine Damen und Herren, der Rang, den ein Zoologischer Garten in der allgemeinen Wertschätzung einnimmt, lässt sich nicht allein an der Größe und der Vielgestaltigkeit seines Tierbestandes und auch nicht allein an seiner räumlichen Ausdehnung ablesen. Hierbei kommt es vielmehr in maßgeblicher Weise drauf an, inwieweit die beiden wohl wichtigsten Aufgaben eines Zoos erfüllt werden.
Hierzu zählt an erster Stelle eine möglichst erfolgreiche Mitarbeit bei der Erhaltung der bedrohten Tierwelt. Und hierzu gehört zum anderen, dass der Zoo sich der gesamten Bürgerschaft als attraktives Angebot zur sinnvollen Gestaltung der Freizeit präsentiert mit dem Ziel, zu unterhalten, zu informieren, anzuregen und — wenn Sie so wollen — auch zu belehren.
Beide Aufgaben, meine Damen und Herren, werden vom Krefelder Zoo in sehr überzeugender Weise erfüllt. Die Zuchterfolge bei den Schneeleoparden, Mähnenwölfen und Geparden, um nur einige zu nennen, haben wiederholt weltweite Beachtung gefunden. Zum anderen ist es gelungen, durch die Errichtung neuer Gehege, durch die Erweiterung des Geländes und durch die Aufnahme neuer Großtierarten, zum Beispiel Elefanten und Nashörner, von Jahr zu Jahr mehr Besucher anzuziehen. Waren es 1950 nicht einmal 70 000, die in den Zoo kamen, so sind es heute bereits fünfmal so viele, fast eine Drittelmillion.
Bei einer im Jahre 1965 durchgeführten Meinungsumfrage innerhalb unserer niederrheinischen Region war gerade 28 Prozent der Befragten die Existenz des Krefelder Zoos bekannt. Heute sind es, so geht aus einer erst wenige Wochen zurückliegenden Umfrage hervor, bereits 41 Prozent, denen der Krefelder Zoo ein Begriff ist. Diese Einrichtung, dieser Zoo hier, hat damit aus der Sicht der Niederrheiner den weitaus höchsten Bekanntheitsgrad vor dem Stadttheater, der Burg Linn und den Museen. Die Bedeutung des Krefelder Zoos, meine Damen und Herren, wird noch klarer, wenn man erfährt, dass die befragten Niederrheinbewohner den Krefelder Zoo in Bezug auf seine Bekanntheit höher einstufen als die Düsseldorfer Altstadt, die Königsallee, den Flughafen Düsseldorf, das Mönchengladbacher Fußballstadion und den Duisburger Hafen. Nur der Duisburger Zoo rangiert im Bekanntheitsgrad vor dem Krefelder Zoo.
Meine Damen und Herren, das in zweijähriger Bauzeit mit einem Kostenaufwand von zwei Millionen Deutsche Mark fertiggestellte Affentropenhaus lässt die Erwartung zu, dass sich der von mir geschilderte Aufwärtstrend des Krefelder Zoos nicht nur fortsetzen, sondern sogar noch beschleunigen wird. Die Voraussetzungen hierfür sind die allerbesten, denn bauliche Konzeption und zoologische Zielsetzung dieses Hauses werden dem neuesten Stand fachlicher Erkenntnisse gerecht. Diese neue Krefelder Einrichtung kann europäische Einmaligkeit für sich beanspruchen. Die verschiedenen Gruppen von Menschenaffen, also die Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans, werden in ihrer neuen Umgebung, in ihrer tropischen Umgebung, das besondere Interesse der Besucher finden und weitere Besucher anziehen, dessen bin ich mir sicher. Mit diesem neuen Haus hat der Krefelder Zoo einen außerordentlich attraktiven Anziehungspunkt erhalten.
Liebe Freunde des Krefelder Zoos, ich darf mich nun unserem Mitbürger, Herrn Walter Gehlen, zuwenden. Seiner Großzügigkeit ist es zu verdanken, dass wir am heutigen Tage ein so bemerkenswertes Affentropenhaus eröffnen können. Seine großzügige Stiftung, aus der dieses Haus finanziert werden konnte, stellt das herausragendste Beispiel bürgerschaftlicher Spendenfreudigkeit zugunsten des Krefelder Zoos dar.
Für seine Großzügigkeit darf ich Herrn Gehlen im Namen des Rates und der Bürgerschaft der Stadt Krefeld auf das herzlichste danken. Ich bin sicher, dass der Name Walter Gehlen in Zukunft untrennbar mit dem Krefelder Zoo verbunden sein wird. Ich darf Ihnen, sehr geehrter Herr Gehlen, noch einmal den herzlichen Dank aller Krefelder Bürger aussprechen, denn der Gemeinschaft aller Krefelder kommt Ihre Spende in erster Linie zugute.
Mein Dank gilt mit der gleichen Herzlichkeit auch den Mitbürgern und Firmen, die durch eine Geld- oder Sachspende das Werk nach Kräften unterstützt haben. Leider ist es mir nicht möglich alle Spender namentlich zu nennen. Dies würde den mir zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen sprengen.
Ein herzliches Dankeschön an den Architekten, Herrn Diplom-Ingenieur Kurt Maywald aus Köln. Vielen Dank auch Herrn Zoodirektor Doktor Walter Encke, der für die zoologische Konzeption dieses Hauses verantwortlich zeichnet. Und letztlich vielen Dank an alle, die am Entstehen des Affentropenhauses gleichberechtigten Anteil haben, allen Mitarbeitern der Baufirmen, der Stadtverwaltung und des Zoos.
Nach einigen kurzen fachlichen Erläuterungen durch Herrn Diplom-Ingenieur Maywald darf ich Sie zu einem ersten Rundgang durch das neue Haus einladen.
Damit ist das neue Affentropenhaus des Krefelder Zoos offiziell eröffnet.