Grenze verschwimmt im Dunkeln

Ilka Habrich erzeugt in ihren Bildern eine düstere Atmosphäre.

Krefeld. Dunkle und helle Streifen ziehen sich senkrecht über das Bild, sie erinnern an einen Wechsel von Licht und Schatten. Diese Kontraste und die fast abstrakte Form sind für die Bilder von Ilka Habrich nicht unbedingt typisch. "Hier habe ich die Reduktion bis zum Äußersten getrieben" sagt die 37-jährige Künstlerin über das Werk, dessen Titel "Zwischen Bäumen" einen deutlichen Hinweis auf das Sujet gibt.

Anlässlich der Ausstellung "Quer geschnitten" zeigt die in Aachen lebende Künstlerin ihre Arbeiten nach längerer Zeit wieder in Krefeld. Sie zeigen Landschaften mit urbanem Bezug, in denen auch räumliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Das passt zum Werdegang Habrichs, die während ihres Studiums in Düsseldorf und Münster erst über die Bildhauerklasse zur Malerei gefunden.

Acht Bilder hat sie für ihren Ausstellungsraum im Kaiser-Wilhelm-Museum sorgfältig ausgewählt. Neben drei großen sind fünf kleine Formate zu sehen: Habrich arbeitet gerne in so unterschiedlichen Dimensionen.

Blickfang ist die "Mondnacht", ein bereits im lyrischen Titel anklingendes romantisches Motiv, dem Habrich ganz neue Seiten abgewinnt. Leicht verhangen schimmert der Mond kreisrund am dunklen Himmel. Er ist jedoch nicht die einzige Lichtquelle in der dunklen Landschaft, die aus Schichten feiner Öllasuren malerisch eindrucksvoll gestaltet ist. Ein winziges Licht in einem Haus weist auf eine menschliche Existenz hin. Diese Spuren der Zivilisation wirken dem romantischen Landschaftsbild entgegen. "Ein Bild muss berühren, eine gewisse Stimmung muss rüberkommen" sagt Habrich.

So verwundert es nicht, dass Caspar David Friedrich zu den Vorbildern der Künstlerin zählt. In ihren Bildern spielt sie auf subtile Weise darauf an. Friedrichs berühmte Rückenansicht eines Mannes, der auf einem Berggipfel steht, wird bei ihr zu einem Schild, das im Bildvordergrund an einer Straße aufragt. Diese endet im diffusen Dunst, der die Grenzen zwischen Straße und Himmel verschwimmen lässt. Einzig das dunkle Schild, auf dem nichts zu lesen ist, ist Fixpunkt in der Nebellandschaft - ein Zitat mit Augenzwinkern.

Ilka Habrich interpretiert das romantische Landschaftsbild auf erfrischende Weise neu. Sie zeigt, dass in Landschaften, die von der Zivilisation in Besitz genommen sind, doch noch viel Natur steckt.