Händler klagen über Baustelle
Die Arbeiten könnten für einige Geschäfte existenzbedrohend werden.
Krefeld. Die Absperrungen und Umleitungen am Ostwall halten sowohl die Pendler als auch die Laufkundschaft vom Linner Backhaus fern. „Das ist wirklich extrem“, sagt Inhaberin Melanie Kemmer. Sie schätzt, dass wegen der Baustelle rund 80 Kunden weniger am Tag kommen und ihr Umsatz sich um 20 oder 30 Prozent verringert hat.
„Die Bauarbeiter gleichen das auch nicht aus, die haben nämlich meist Kaffee und Butterbrote dabei.“ Wenn sich die Situation nicht bald verbessere, könne es sogar existenzbedrohend werden: „Lange kann ich das nicht durchhalten. Deshalb überlege ich jetzt, für meine fünf Angestellten Kurzarbeit anzusetzen.“
Auch die Kleeblatt-Apotheke wird von der Baustelle stark beeinträchtigt. Die Bauarbeiten verursachen soviel Schmutz und Lärm, dass einer der beiden Eingänge zeitweise geschlossen bleiben muss. Filialleiter Babak Ghassemi: „Außerdem haben wir wegen der Laufwegsänderungen weniger Kunden.
Die meisten machen nämlich nicht gerne Umwege und gehen deshalb einfach zu einer anderen Apotheke.“ Wie viele Kunden die Kleeblatt-Apotheke durch die Baustelle verliert, vermag er nicht zu beziffern: „Aber wenn es so weitergeht, mache ich mir wirklich Sorgen.“
Auch Ali Schemmissi, Mitarbeiter bei Ostwall-Döner, ist wenig optimistisch: „Ich glaube nicht, dass wir das 15 Monate durchhalten können. Es gab schon Tage, an denen wir ungefähr 50 Prozent weniger Kunden hatten. Vor allem die Schüler, die sonst immer an der Bushaltestelle warten, fehlen uns.“
Ulrich Adolphs, Inhaber von Optik Adolphs, hat bisher noch keinen Kundenrückgang zu verzeichnen: „Das liegt wohl daran, dass Laufkundschaft für mich nicht so relevant ist. Ich habe rund 85 Prozent Stammkundschaft.“ Und der mit den Bauarbeiten einhergehende Lärm und Schmutz störe ihn nicht weiter, auch weil er glaubt, dass sich der Aufwand lohne: „Das wird hier richtig schick — eine Sahnestückchen!“
Eine Prognose, die ganz im Sinne von Dirk Höstermann, dem stellvertretenden Pressesprecher der SWK, sein dürfte. Mit dem Verlauf der Bauarbeiten ist er jedenfalls zufrieden: „Bisher klappt alles gut. Die Umleitung der Busse über die Philadelphiastraße funktioniert. Es gibt nur vereinzelte Verspätungen.“
Allerdings stehe eine große Herausforderung noch bevor: „Ab dem 9. Mai werden auf dem Ostwall Weichen und Schienen ausgetauscht. Dann gibt es für die Straßenbahnen einen Busersatzverkehr — der zusätzlich umgeleitet wird.“
Die Polizei hatte wegen der Baustelle am Ostwall vor allem am ersten Tag „schwierige Verkehrszustände“ zu bewältigen. Pressesprecher Wolfgang Weidner: „Die Polizei musste am 10. März rund um die Ostwallsperrung Verkehrsregelung betreiben.“ An diesem Tag habe es auch den bisher einzigen Unfall gegeben, der sich konkret der Baustelle zuordnen lasse; dabei sei eine Frau leicht verletzt worden. „Unterdessen haben sich die Zustände den Umständen entsprechend normalisiert, da sich viele Autofahrer Ausweichrouten suchen.“
Bei der Stadt Krefeld hat man ähnliche Beobachtungen gemacht. Pressesprecher Timo Bauermeister: „Die große Mehrheit der Autofahrer nimmt die ausgeschilderten Umleitungen gut an.“
Zu den Problemen der Geschäftsinhaber mit den Absperrungen schreibt er: „Es gibt einzelne Anregungen und Kritik.“ Die Verdienstausfälle der Geschäftsinhaber könnten durch die Stadt jedoch nicht kompensiert werden: „Dazu gibt es keine rechtlichen Grundlagen und entsprechend keinen Anspruch.“