Handel: 15 Prozent weniger Einnahmen durch Baustellen?
Franz-Joseph Greve befürchtet, dass Geschäftsleuten während des Ostwall-Umbaus die Luft ausgeht.
Krefeld. Im Mittelpunkt der Diskussionen bei der Mitgliederversammlung der Werbegemeinschaft Krefeld stand am Montagabend die Sorge um vorhersehbare Umsatzeinbußen durch die zahlreichen geplanten Bauvorhaben in der Innenstadt. Die Gemeinschaft rechnet mit durchschnittlich 15 Prozent Mindereinnahmen und mehr als 100 Stellenverlusten. Vor allem die Baustelle Ostwall/ Rheinstraße werde für ein nie dagewesenes zweijähriges Verkehrschaos sorgen, prognostizierte Vorsitzender Franz-Joseph Greve. Da werde manchem Händler die Luft ausgehen. Außerdem seien deshalb abwandernde Kunden, ob aus Krefeld oder dem Umland, kaum noch zurückzugewinnen.
Seine Befürchtungen macht er daran fest, dass diverse Gesprächsrunden mit Stadtverwaltung und Parteien seit 2011 zu keinerlei konkreten Vorbeugemaßnahmen geführt hätten. Vor allem sei kein Baustellenmanagement erkennbar. Schon mit den derzeitigen Baustellen und Absperrungen ohne Umleitungen und Parkhinweise wie an der Ecke Markt- und Breitestraße seien die Verantwortlichen überfordert. Beim Tiefbauamt sei diese Maßnahme noch nicht einmal bekannt, so ein Mitglied.
Als vorbildliche Beispiele anderer Städte nannten Händler Venlo während der Floriade und dem Innenstadtausbau sowie Montpellier in Frankreich, wo an jeder Baustelle um Verständnis geworben wurde. Immerhin funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing, das 50 000 Euro für solche Maßnahmen im Budget habe.
Dessen Leiter Ulrich Cloos bekam dennoch die geballte Zornesladung der Händler ab, obwohl er für die meisten Missstände gar nicht verantwortlich ist. Er machte deutlich, dass die vielen bevorstehenden Baumaßnahmen die Innenstadt erheblich voranbringen. Allerdings will er sich bei den entsprechenden Stellen dafür einsetzen, dass kurzfristig Gespräche und Zeitpläne auf den Weg gebracht werden.
Unterschiedlich bewerten Greve und Cloos die Bürgerbefragung zur Zufriedenheit mit der Einkaufssituation in der Innenstadt. Laut Greve ist die von 13 Prozent der Befragten erteilte Schulnote 5 nicht akzeptabel, sondern bedeute Alarmstufe 1. Auch die Durchschnittsnote betrage nur rund 3,5. Man wolle den Standort nicht schlechtreden, aber man müsse die Situation ernst nehmen. Cloos gab zu bedenken, dass die Bauaktivitäten auch zu besseren Noten führen könnten.