Kathstede will 2015 erneut antreten

Der Oberbürgermeister spricht über Personal, Planung, Theaterplatz und endlose Haushaltsberatungen.

Krefeld. Für die Stadt Krefeld geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Nach turbulenten Haushaltsberatungen mussten manche Projekte verschoben werden. Dafür gab es neue Hoffnung für lange ungelöste Probleme wie Horten- oder Ziellenbach-Haus. Die WZ sprach mit Oberbürgermeister Gregor Kathstede über Höhen und Tiefen 2011 und blickte gemeinsam mit ihm nach vorne.

Herr Kathstede, was waren für Sie die Höhepunkte 2011?

Gregor Kathstede: Es gab sehr viele emotionale Momente, Jubiläen von kulturell oder sozial tätigen Vereinen, der Festgottesdienst für die neue Dio-Spitze, die Rettungsaktionen für das Casablanca oder das Haus der Seidenkultur, das Engagement für den Theaterplatz. All das zeigt, dass es richtig und wichtig ist, sich für Krefeld zu engagieren. Das macht mich stolz aber auch dankbar.

Was waren aus Ihrer Sicht die großen Themen?

Kathstede: Der Luftreinhalteplan, das Stadtbad Neusser Straße, das Stadthaus, die Entwicklungen um Horten- und Ziellenbach-Haus. Aber auch die U-3-Betreuung und das Konjunkturpaket.

Fangen wir mit dem Konjunkturpaket an.

Kathstede: Das war extrem arbeitsintensiv. Aber mit der Verwertung von 98 Prozent der Bundeszuschüsse für Bildungs- und Infrastrukturprojekte haben wir ein Bombenergebnis erreicht. Damit bin ich mehr als zufrieden.

Wie steht Krefeld bei der Betreuung der Unter-Dreijährigen da?

Kathstede: Das ist ein wichtiges Thema. Denn wir befinden uns mit der Betreuungsfrage in Konkurrenz zu anderen Städten. Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber die vorgegebene Quote von 35 Prozent bis 2013 ist nicht zu erreichen. Wir werden 2013 bei 29 Prozent sein, die 35 Prozent erreichen wir 2015. Das Problem ist ja, dass auch die 35 eine fiktive Größe ist. Jeder, der einen Platz haben möchte, dem müssen wir etwas anbieten.

Wie beurteilen Sie die Stadthaus-Entscheidung?

Kathstede: Ich bin glücklich über das einstimmige Votum des Rates und ich denke, dass das Ja zur Sanierung im Endeffekt auch die richtige Entscheidung ist. Das geht jetzt seinen Gang.

Das kann man vom Stadtbad leider nicht behaupten.

Kathstede: Ich war richtig sauer, dass der Investor abgesprungen ist. Aber beide Architektenteams haben Interesse daran, weiterzumachen. Wir wollen ihnen jetzt die Zeit geben, ihre Konzepte zu überarbeiten, neue Partner zu suchen. Der Planungsdezernent ist mit beiden im Gespräch.

Nicht glücklich gelaufen sind die Haushaltsberatungen für 2010/11. Wie haben Sie das erlebt?

Kathstede: Die Haushaltsberatungen haben sich ja quasi das ganze Jahr hingezogen. Zunächst die Verabschiedung des Etats 2010/11, dann der Nachtrag und jetzt schon wieder die Beratungen für 2012. Das war ein steiniger und mühevoller Weg. Was den Haushalt 2010/11 angeht, gab es sehr unverantwortliche Strömungen in der Politik. Ich habe mich bewusst nicht mehr an der Diskussion beteiligt, weil ich für ’Wünsch Dir was’ nicht zur Verfügung stehen wollte. Das war ja ein einziges Hauen und Stechen. Aber die Politik hat daraus gelernt — alle reden jetzt miteinander. Der Wille zu sparen ist erkennbar. Wer mit wem zusammenarbeitet — das ist noch nicht klar abzusehen. Aber breiten Konsens gibt es zum Beispiel bereits beim höheren Etat für das Textilmuseum, der Neugestaltung des Vorplatzes am Kaiser-Wilhelm-Museum und bei der Ausstattung der Schulen.

Die Forderung nach einer besseren Ausstattung von Schulen kam ja zuerst von den Grünen. Ist das ein erstes Zeichen für eine Zusammenarbeit von Schwarz-Grün?

Kathstede: In weiten Teilen halte ich die Grünen für einen verlässlichen Partner. Aber auch mit FDP und UWG gibt es Gemeinsamkeiten. Man kann noch nicht sagen, worauf es hinausläuft.

Welche Themen haben Sie 2011 geärgert?

Kathstede: Rückschritte gab es bei der Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums und beim Umbau des Knotenpunktes Ostwall/Rheinstraße. Aber andererseits sind viele Dinge angestoßen worden — zum Beispiel die Pläne von Peek & Cloppenburg, oder das Projekt von Tenkhoff für das Horten-Haus. Das sind wichtige Impulse für die Stadt. Deshalb war es insgesamt ein gutes Jahr für Krefeld.

Zu den weniger erfreulichen Themen gehört doch auch die Situation auf dem Theaterplatz?

Kathstede: Die Situation ist katastrophal. Ich werde — nicht nur von der Bürgerinitiative — immer wieder darauf angesprochen. Aber das Problem ist, dass weder die Bürger noch die Politiker eine Lösung haben. Deshalb finde ich die Diskussion nicht ehrlich. Die Verwaltung hat intensiv mit allen Experten beraten und geprüft: Es gibt keinen ’geeigneten’ Platz, wo man die Szene unterbringen könnte. Die vom Rat beschlossenen Verbesserungsmaßnahmen, wie häufigere Kontrollen, greifen. Wir sind zudem im ständigen Austausch mit der Polizei.

In 2011 gab es eine Reihe von Personalentscheidungen. Wie sind Sie mit den Neuen zufrieden?

Kathstede: Mit Ulrich Cyprian haben wir einen sehr guten Kämmerer gewonnen, der frischen Wind hereinbringt. Martin Linne als Planungsdezernent geht sehr kreativ an Dinge heran. Klaus Schavan leitet mit dem Gebäudemanagement einen Bereich, an den wir sehr hohe Erwartungen geknüpft haben. Er geht sehr pragmatisch und kreativ an seine Aufgabe heran. Mit Inge Röhnelt haben wir eine sehr gute Nachfolgerin für Hansgeorg Rehbein in der VHS gefunden. Und schließlich haben wir mit Annette Paetz genannt Schieck auch endlich eine gute Lösung für die Leitung des Textilmuseums.

In der Dezernentenriege steht noch die Einsparung der Stelle für den zusätzlich gewählten Martin Linne aus. Steht eine neue Verteilung der Zuständigkeiten an?

Kathstede: Dazu kann ich noch nichts sagen. Es mag sein, dass es mit der Entscheidung eine neue Aufgabenverteilung geben wird. Aber derzeit gibt es keine Veranlassung dazu, auch wenn es entsprechende Wünsche in der Politik gibt.

Und wie sehen Sie Ihre Zukunft. Treten Sie bei der nächsten Wahl 2015 wieder an? Nervt Sie Kritik an Ihrer Person?

Kathstede: Wenn ich gesund bin und meine Partei mich will, dann möchte ich weitermachen. Es macht viel Freude, die Stadt zu gestalten und zu repräsentieren und mit ganz unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen. Kritik nehme ich sehr ernst, wenn sie begründet ist.

Mit welchem Fraktionsvorsitzenden werden Sie denn in den Wahlkampf ziehen? Wilfrid Fabel will ja in dieser Ratsperiode (bis 2014) aufhören?

Kathstede: Ich weiß nicht, wer dann an der Spitze stehen wird. Aber ich bin der Auffassung, dass es sehr gute Leute in der Fraktion gibt, die mit Unterstützung der erfahrenen Kollegen die Fraktion führen können. Das gleiche gilt übrigens auch für die Parteispitze.